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Bass Museum

BassMuseum: Kramer 450B Fretless Bass


Von Hermann Eckholt – The BassHunter

BassMuseum: Kramer 450B Fretless Bass. Hallo liebe Leserinnen und Leser, auf meinen Streifzügen durchs schöne Ruhrgebiet bin ich auf diesen schönen und seltenen Bass gestoßen. Ein Kramer 450B Bass aus dem Jahr 1978 in einer sehr seltenen fretless Version. Freunden von Vintage-Bässen sind die Kramer Aluhals- Bässe, die ich euch in dieser Folge zum ersten Mal vorstellen werde, bestimmt längst aufgefallen. Die Bässe sind sehr markant durch ihre gabelförmigen Kopfplatten, woran man einen Kramer-Bass schon aus großer Entfernung erkennen kann.



Die (Erfolgs-)Story dieser ungewöhnlichen Bässe hat Anfang der Siebziger im sonnigen Kalifornien begonnen, als ein Mann namens Gary Kramer bei dem Gitarrenbauer Travis Bean angestellt war. Zusammen brachten sie 1974 den TB2000 Bass auf den Markt, der sich schnell großer Beliebtheit erfreute. Dieses Modell werden wir hier im Bass Museum in einer späteren Folge noch gesondert vorstellen. Der TB 2000 hatte zwei kräftige Humbucker und eine absolute Weltneuheit zu bieten: einen Hals aus Aluminium! Gary Kramer hielt an dieser Idee fest, als er sich bald darauf von Travis Bean trennte und 1976 in New Jersey an der Ostküste der USA mit einer neuen Werkstatt eigene Wege ging. Dies war die Geburtsstunde der Kramer Aluhals-Bässe! Allerdings beschritt man bei Kramer eigene Wege. Für einige Bassisten fühlte sich der Hals eines Travis Bean Basses aus Metall beim Spielen doch zu kalt an, und deswegen hat Gary bei seinen Kramer-Bässen auf der Rückseite



des Halses zwei Holzstreifen eingearbeitet, um das Feeling zu verbessern. Das sorgt tatsächlich für ein angenehmeres Spielgefühl, im Sommer fühlt sich so ein Alu-Neck richtig angenehm an, aber in einem kalten Proberaum im Winter kann das doch etwas störend wirken. Dennoch ist es eine geniale Idee, einen Basshals aus Aluminium zu bauen! Alu ist ein sehr beständiges Material, bleibt stabil und perfekt in seiner Form und sorgt zusätzlich für Obertöne. Ob dies Travis Bean und Gary Kramer damals auch bewusst war? Ihnen ging es wohl eher um die Stabilität des Halses. Dieser Alu-Neck hat natürlich auch noch einen weiteren Nebeneffekt – und zwar einen wirtschaftlichen. Es ist kein günstiger Rohstoff und die Bearbeitung erfordert großes Geschick und Erfahrung im Umgang mit diesem Material. Daher waren die Kramer-Bässe bei ihrer damaligen Markteinführung alles andere als günstig. Die weiteren Bestandteile des 450B Basses waren aber nicht von schlechten Eltern: bei den meisten Bässen wurde überwiegend hochwertiges Walnussholz für den Body verarbeitet. Das ist natürlich ein sehr gutes Klangholz und sorgt in Verbindung mit dem Alu- Neck für einen superdirekten Ton und schier endloses Sustain, was natürlich besonders gut für einen fretless Bass geeignet ist. Als bundlose Bässe sind diese 450B Modelle sehr selten gebaut worden, vielleicht sogar nur auf Kundenbestellung. In den Jahren 1976 bis 1979 waren einige 450B Bässe bei Rockbands zu sehen und in der Anfangszeit konnte sogar Stanley Clarke als Spieler für dieses Bassmodell gewonnen werden, obwohl er natürlich seinen Alembic-Bässen treu geblieben ist. Bei Kramer wurden viele Bauteile selbst entworfen und gefertigt. Die Brücke hat ein eigenes Design und es ist auffällig, dass die Saiten direkt in den Brückenboden eingehakt werden. Die Humbucker-Tonabnehmer tragen das hübsche Kramer-Logo. Für heutige Verhältnisse sind sie etwas schlapp auf der Brust. Wenn ich also so einen Bass anteste, sorge ich zuerst für ordentlich Gain an der Anlage. Trotz des geringen Outputs übertragen die Pickups den Ton der Saiten gut und sehr dynamisch. Optisch gelungen sind auch die liebevollen Holzrähmchen der Tonabnehmer, auf denen sich zudem die beiden Schrauben für die Höheneinstellung befi nden. Diese Konstruktion wird von der Korpusrückseite her mit zwei Gegenstücken in Form einer kleinen Abdeckplatte zusammengehalten. Für die Tonabnehmerwahl steht ein großer Kippschalter zur Verfügung und für jeden Pickup gibt es ein Volume- und ein Tone-Poti. Der Bass neigt wegen des Gewichts des Aluhalses natürlich etwas zur Kopfl astigkeit, die sich aber mit einem breiten Gurt gut ausgleichen lässt. Der Hals liegt von seiner Form her angenehm und vertraut in der Hand und ist als Bolton Neck mit dem Korpus verschraubt. Diese Stelle wird durch eine kleine zusätzliche Alu- Abdeckplatte verdeckt. Darauf befi ndet sich auch die Seriennummer. Die Rückseite des Halses ist angenehm glatt und die Griffbrettkanten sind griffi g geformt. Auf den Alu-Hals wurde ein Ebonol-Griffbrett aufgeleimt, komplett mit (!) Bünden und Punkteinlagen. Für eine fretless Version wurden die Bünde gekonnt abgeschliffen und somit wieder komplett entfernt! Das ist so sauber und exakt gemacht worden, dass nirgendwo Grate oder Kanten zu spüren sind. Diese Art von Fret-Bearbeitung hat bei diesem Bass auch einen klaren Vorteil. An dem Hals wurden keine Materialien verbaut, die sich im Lauf der Jahre verändern könnten – hier kann nichts schrumpfen oder sich verziehen, wie das bei Holzbässen immer wieder der Fall ist. Der Hals ist somit immer noch so glatt und geschmeidig, wie damals im Jahr 1978, als dieser Bass gebaut wurde.


both pu


bridge pu


neck pu

Die Kopfplatte mit ihrer V-Form und den hochwertigen Schaller M4 Mechaniken sieht gut aus und ist ungewöhnlich zugleich, erfüllt aber voll ihre Funktion und ist sehr stimmstabil. Der Alu-Hals hat ja ähnliche Eigenschaften und Vorzüge, wie bei später gebauten Graphite- Hälsen anderer Hersteller. Völlig wetterunabhängig, ob kalt oder warm im Sommer, der Hals bleibt immer in seiner Position. Für einen Fretless Bass ist das natürlich optimal! Denn der Hals bleibt schön gerade und somit ist eine super Saitenlage gewährleistet, damit der bundlose Ton auch schön singen und schnurren kann. Bei diesem Bass sind sogar Flatwounds drauf, die für einen besonderen Vintagesound sorgen. Ich würde niemals richtige Roundwounds auf einem fretless Bass spielen. Zu groß werden die Spielkerben auf dem Griffbrett. Es gibt allerdings viele gut klingende Alternativen, wie z.B. Black Nylons Strings. Damit ist natürlich keine Damenunterwäsche gemeint, sondern die Nylon überzogen Saiten von GHS. Diese klingen auf dem Kramer Bass fantastisch, die Sound Clips habe ich mit diesen Saiten aufgenommen. Ebenfalls zu empfehlen sind gute Pressurewound Strings, die ja von einigen Herstellern angeboten werden. Dieser Bass hat eine Mensur von 33½“ und verfügt über 20 Lagen, also in diesem Fall Bundmarkierungen. Der Hals-Tonabnehmer erzeugt einen klaren, aber tiefen Sound, der mir sehr gut gefällt. Und wenn man nur auf dem Brücken-Pickup benutzt und die Höhen leicht zugedreht, knurrt der 450B in Jaco-Manier. Die Pickup- Zusammenschaltung hat mich allerdings nicht so aus den Schuhen gehauen. Vielleicht liegt das daran, dass man einen Jazz Bass ähnlichen Sound erwartet, der sich aber mit diesem Bass nicht verwirklichen lässt. Warum auch?!



Der Hals- Tonabnehmer ist dafür vielleicht zu kräftig und präsent im Sound. In dieser Einstellung, wenn beide Tonabnehmer laufen, empfi ehlt es sich, den Hals- Tonabnehmer leicht rauszudrehen. Denn dann knurrt der Kramer wieder etwas kräftiger, als wenn nur der hintere Pickup in der Single- Schaltung gespielt wird. In dieser Einstellung setzt sich der 450B gut in der Band durch. Aber wie schon erwähnt, ist der Hals-Pickup eindeutig mein Favorit! Und klanglich reicht das eigentlich schon, mehr muss dieser schöne alte Kramer Bass gar nicht können. In späteren Jahren baute Kramer noch viele weitere Bässe mit Aluhälsen und verwendete hauptsächlich DiMarzio-Tonabnehmer und Badass-Brücken. Das geschah alles ohne die Beteiligung von Gary Kramer, denn der hatte die Company schon 1976 wieder verlassen. 1985 war dann endgültig Schluss mit der Produktion der kostspieligen Alu-Bässe, und es wurde nur noch Holz verbaut. Und schließlich wurde um die Jahrtausendwende der Markenname Kramer von Gibson erworben. Heutzutage stellt die Company vornehmlich Gitarren für Schwermetaller her und ein einziges, armseliges Bass-Modell, das natürlich aus Holz gebaut ist. Die Kramer Alu- Hals-Bässe sind und bleiben daher legendär! Übrigens: Im nächsten Bass Museum werde ich euch wieder eine Fretless Rarität servieren. Da habe ich ein traumhaften alten Status Serie 2 Headless aus den achtziger Jahren mit einer dunklen Rosewood Decke auf dem Präsentierteller!





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