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BassMuseum: Ampeg Scroll Head


Bass Professor 4/2015. BassMuseum: Ampeg Scroll Head AMUB 1 Fretless von 1968In den Anfangsjahren von Ampeg kümmerte sich der Jazz-Kontrabassist und Firmen- Gründer Everett Hull ausschließlich um die Verstärkung der akustischen Kontrabässe in Kombination mit neuen Tonabnehmersystemen und den dazu passenden Ampeg-Bass- Verstärkeranlagen. Erst Anfang der Sechziger Jahre baute er sein erstes eigenes Bassmodell, einen elektrischen Kontrabass mit einem fl achen Korpus, den Baby Bass. Betrachtete man diesen Bass aus einiger Entfernung, so hatte dieser von der Formgebung her noch große Ähnlichkeit mit einem großen Kontrabass und wurde auch so gespielt. Etwas später folgte dann der AEB (Ampeg Electric Bass), der eigentlich schon so aussah, wie dieser hier abgebildete Bass. Ein weiteres sehr gesuchtes Modell ist der Devil Bass aus dieser Zeit, mit seinen zwei Teufelshörnern. Im Jahr 1968 gab es für Everett Hull einen Firmenzusammenschluss mit Unimusic aus New Jersey.

In dessen Folge wurde das optisch identische AEB 1 Modell (das seit 1966 gebaut wurde) mit einem kraftvolleren Humbucker Tonabnehmer versehen. Bei den frühen AEB Modellen befand sich der Tonabnehmer noch unter dem Steg, der sogenannte Mystery Pickup, der sogar für Darmsaiten geeignet sein sollte. Doch dieser war zu leise und brachte auch keinen Bassdruck zustande. Die Brücke am Korpusende wurde auch komplett überarbeitet. Die Bässe, die seit 1968 bei Ampeg, jetzt als einem Tochterunternehmen von Unimusic Inc. gebaut wurden, klingen mit ihrem auf dem Pickguard montierten Humbucker deutlich besser.

Die wuchtige Scroll-Head-Kopfplatte eines Kontrabasses ist schon sehr ungewöhnlich bei einem elektrischen Bass. Dennoch erfüllt sie voll und ganz ihren Zweck und ist ein echter Hingucker. Der Hals hat eine sehr kräftig ausgeprägte D-Form, liegt trotzdem griffig in der Hand. Ein dickes Ebenholz-Griffbrett ist von oben aufgeleimt und der Hals ist als Bolt-On mit dem Korpus verschraubt. Von hinten wird diese Verschraubung mit einem schwarzen Kunststoffdeckel verschlossen. Die Kopfplatte ist mit extra angefertigten Kluson Mechaniken bestückt. Die Saiten werden über einen aus Alu gefertigten Sattel und dann über einen Nullbund übers Griffbrett geführt. Hinter dem Alusattel befindet sich noch die Halseinstellschraube. Da habe ich in meinen Ersatzteilkisten lange nach der genauen Größe für diese Inbusmutter suchen müssen, um den Hals einzustellen.

Vorher wurde die Fretless Version als AUB 1 (Ampeg Unfretted Bass) bezeichnet. Mit dem neuen Magneten-Humbucker in der Korpusmitte hört dieses Modell jetzt auf den Namen AMUB 1 (Ampeg Magnetic Unfretted Bass).

Bass Professor 4/2015. BassMuseum: Ampeg Scroll Head AMUB 1 Fretless von 1968Geschulte Bassistenohren hören sofort eine gewisse Ähnlichkeit zu Leos Precision Bass, die fast identische Pickup Position erfüllt auch bei diesem Fretless Bass gute Dienste und sorgt für ein ausgewogenes Klangbild. Es ist kein Jaco Knurrsound, mit dem herrliche Solo Bass Melodien gespielt werden können. Stattdessen geht dieser AMUB1 eher in Richtung eines Kontrabasses mit einer Prise Precision Sound. Und statt virtuosem Solospiel ist eher eine singende bundlose Begleitung angesagt. Getragene Bass Grooves kombiniert mit leichten Solo-Spots auf der G-Saite runden die Sache live oder während einer CD-Produktion geschmackvoll ab. Es stehen auch nur, ganz nach meinem Geschmack, ein Volumen- und ein Tonregler zur Verfügung. Diese erinnern von ihrer Form her stark an Rickenbacker. Der Höhenregler spricht gut an und gibt dem Ampeg leicht zugedreht tatsächlich einen Kontrabass-ähnlichen Ton.

Sehr ungewöhnlich ist der als Push/Pull-Poti ausgelegte Volumenregler, der gezogen den Bass stumm schaltet!

Gelungen finde ich auch den Korpus mit seinen großen F-Löchern. Im Sitzen oder am Gurt getragen sitzt dieser geschwungene Korpus wie eine Lieblingsjacke, obwohl die große schwere Kopfplatte den Bass leicht nach unten drückt. Für diesen Eye Catcher Effekt auf jeder Bühne nimmt man das doch noch gern in Kauf. Ich habe den Bass mit mit dunklem Nylon umzogenen Saiten bespannt, damit er dem typischen Kontrabass-Charakter näher kommt. Mit Pressure Wound Saiten, also leicht gepressten Stahlsaiten, klingt der Bass deutlich offener und moderner.

Unter der großen Metallabdeckung mit dem aufgeprägten Ampeg Logo für die Brücke befi ndet sich eine massive Brückenkonstruktion mit vier Saitenreitern auf einem Aluminiumblock, der auf drei Schrauben steht. Diese sind in der Höhe verstellbar und bringen somit die Brücke in ihre gewünschte Spielposition. Beim Neubespannen ist diese Angelegenheit allerdings etwas kippelig, da die Brücke nur aufgesetzt ist und durch keine Vorrichtung gehalten wird. Die Abdeckkappe wird von ähnlichen Schrauben gehalten, wie sie bei Rickenbacker als Gurthalte-Pin und für den Brückendämpfer Verwendung finden.

Bass Professor 4/2015. BassMuseum: Ampeg Scroll Head AMUB 1 Fretless von 1968

Die erste Produktionsphase der Ampeg AEB 1 Bässe hatte neben dem versteckten Tonabnehmer einen großen Nachteil. Die verwendeten Lacke waren von minderer Qualität. Sie waren leider zu dünn, und blätterten beim kräftigen Husten schon ab. Daher trifft man heutzutage auf oft nachlackierte Exemplare. Wenn diese gut ausgeführt sind, macht euch keinen Kopf darum, zu selten ist eine Begegnung mit so einem alten Ampeg Schätzchen. Unter der neuen Firma Unimusic sind die Lackierungsarbeiten bei den Instrumenten deutlich besser ausgefallen als vorher, aber auch noch weit entfernt, um wirklich perfekt genannt zu werden. Bei diesem Bass ist nur noch der Hals im Original Finish, was sich an den Halskanten auch schon löst. Der Korpus ist vom Finish her nachbearbeitet worden.

Bass Professor 4/2015. BassMuseum: Ampeg Scroll Head AMUB 1 Fretless von 1968

Der Korpus ist in einer Sandwich Bauweise zusammengeleimt worden. Aus den beiden Decken für vorne und hinten werden zuerst die F-Löcher ausgeschnitten, der Korpusinnenraum wird zusätzlich mit Holzklötzchen verstärkt und anschließend mit der vorderen Decke verschlossen. Erst später werden dann der Tonabnehmer und die Potis mit dem Pickguard zusammen montiert. Gekonnt fi nde ich das große schwarze fünfschichtige Pickguard. Es ist aus einem typischen Sechziger-Jahre-Material, nimmt fast die gesamte Vorderseite ein und ist ähnlich wie der Korpus geformt. Perfekt abgerundet und durch den typischen im Sechziger-Jahre-Style eingefrästen Ampeg Schriftzug optisch durch nichts mehr zu toppen.

Bass Professor 4/2015. BassMuseum: Ampeg Scroll Head AMUB 1 Fretless von 1968

Obwohl dieser Korpus wie ein Käse ausgehöhlt ist, hat er ein unglaubliches Sustain und eine gute Ansprache. Die Halsdicke erfordert eine kleine Eingewöhnungsphase, aber dann macht dieser Bass einen riesen Spaß und fordert einen richtig heraus. Weniger spielen ist auf diesem Bass deutlich ein „mehr“ und eigentlich auch unsere Hauptaufgabe als Bassist in einer Band damit es rollt und groovt. Beim Uli schlummert auch noch die frühe Modellversion des ersten AEB 1 mit Mystery Pickup und dann der AMB 1 mit Frets, diesen stellen wir euch dann später hier im Museum vor. Mir hat dieser bundlose AMUB 1 wesentlich besser gefallen als der Bundierte, weil die Fretless Version auch im Design und Sound zum original Kontrabass irgendwie stimmiger ist. Der Uli ist dabei, den größten Teil seiner fantastischen Sammlung von über 650 Bässen aufzulösen und zu verkaufen. Der Großteil seiner Sammlung, vor allem die in den USA gebauten Bässe werden demnächst über das bekannte Auktionshaus Heritage in Dallas in verschiedenen Auktionen angeboten.

Bass Professor 4/2015. BassMuseum: Ampeg Scroll Head AMUB 1 Fretless von 1968

Wie schön doch das Leben mit diesen guten und erlesenen alten Hölzern sein kann, da werden mir sicherlich viele zustimmen, daher lasst es uns genießen solange es nur geht. Im nächsten Heft könnt ihr euch schon auf eine Soundrakete aus Ulis Sammlung freuen, der erste Charvel Bass der 1981 nach Deutschland kam, in einem mittlerweile schönen verblichenen Pink. In diesem Sinne, keep it cool und vielleicht doch hin und wieder mal weniger Noten am Bass spielen?

Bass Professor 4/2015. BassMuseum: Ampeg Scroll Head AMUB 1 Fretless von 1968

Bass Professor 4/2015. BassMuseum: Ampeg Scroll Head AMUB 1 Fretless von 1968




Beide Pick Up's 277KB


P bass Tonabnehmer 300KB


Bridge Pick Up 250KB


P Bass Slap Sound 301KB



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-> Achim Rafain