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BassMuseum: Lakland 4-94 DeLuxe

BassMuseum: Lakland 4-94 DeLuxe

Es handelt sich um einen in den USA produzierten Lakland 4-94 Deluxe aus dem Jahr 1995 in einem hübschen Three-Tone-Sunburst – quasi ein Youngtimer! Trotzdem zählt der bereits jetzt zu den modernen Klassikern.

BassMuseum: Lakland 4-94 DeLuxe

Die in Chicago (Illinois/USA) ansässige Company Lakland Musical Industries wurde 1994 von dem Bassisten Dan Lakin und dem Gitarrenbauer Hugh McFarland gegründet. Der Name des Unternehmens ist eine simple Fusion der Nachnamen der Gründer LAKin und McFarLAND. Ausgesprochen wird „Lakland“ wie das englische Wort „Lakeland“ – also nicht „Lack-Land“. Die Geschichte von Lakland beginnt mit Dan Lakin, der 1976 im zarten Alter von elf Jahren mit dem Bassspielen anfing. Eine solide Jazz-Ausbildung erhielt er in der High School. Im Jahr 1991 gründete er als Freizeitbeschäftigung einen Handel für Bassgitarren und versendete per Post monatlich seine basslastigen Angebote an Abonnenten. Der Wunsch, einen Bass im High End-Segment zu entwickeln, entstand einmal mehr aus einer Marktlücke, denn es gab keinen Bass, der die speziellen Eigenschaften eines Fender Jazz Basses als auch eines Music Man Stingray auf einem Instrument bieten konnte. Als potenziellen Partner für das Projekt sprach Dan Lakin einen gewissen Hugh McFarland an, der schon eine Vielzahl Reparatur- und Serviceaufträge für Lakin erledigt hatte und über fundierte Fertigungskenntnisse aus seiner Zeit bei Dean Guitars verfügte. McFarland war von der Idee sehr angetan und so begann das Duo im Januar 1994 mit der Entwicklung des ersten Lakland-Prototypen, dem Vorserienmodel unseres 4-94 mit der Seriennummer x01. Die erste öffentliche Präsentation fand Ende Juli 1994 auf der Sommer-Show der National Association of Music Merchants (NAMM) in Nashville, Tennessee statt, der weltweit wichtigsten und größten Messe der Musikindustrie. Auf der Messe erregte der Lakland 4-94 große Aufmerksamkeit, weshalb man 1995 mit der regulären Produktion startete. Hugh McFarland war noch an der Entwicklung und Markteinführung des 55-94 Fünfsaitermodells beteiligt, der an den 4-94 angelehnt war, verließ Lakland aber bereits 1996. Eine Unterlassungsverfügung von Fender, der zähe Start des Produktionsprozesses und eine finanziell angespannte Lage trugen sicherlich zu McFarlands Entscheidung bei. Der ehemalige McFarland-Lehrling Carl Pedigo übernahm die Leitung der Fabrik. In den Folgejahren entwickelte sich Lakland zur Erfolgsstory und wurde zum Basslieferanten vieler Top-Bassisten rund um den Globus. Um eine breitere Käuferschicht anzusprechen, führte Lakland 2001 die in Südkorea gefertigte Skyline-Serie ein, eine preisgünstige Alternative zu seinen bis dato ausschließlich in den USA hergestellten Bässen. Die Skyline-Serie, deren Produktion 2008 nach Indonesien verlagert wurde, verhalf dem Unternehmen 2003 zum ersten Mal in die Gewinnzone. Durch die Finanzkrise im Jahr 2008 und dem daraus resultierenden wirtschaftlichen Abschwung hatte Lakland, wie alle anderen Bass-Boutique-Hersteller, mit schleppendem Absatz zu kämpfen, und so entschloss sich Dan Lakin, seine Company zu verkaufen. Im April 2010 wurde Lakland von dem ebenfalls in Chicago ansässigen E-Gitarren- und Elektronikhersteller Hanson Musical Instruments übernommen, die bereits seit 2000 Gesellschaftsanteile an Lakland hielten und seit 2005 Pickups und Elektronik beisteuerten. Der Geschäftsname änderte sich von Lakland Musical Industries zu Lakland Guitars LLC, während der Markenname Lakland beibehalten wurde. Einige Modelle erhielten neue numerische Bezeichnungen, so auch unser 4-94, der alsbald als 44-94 angeboten wurde. Die Modellziffern sind so zu verstehen, dass sie zum einen die Saitenanzahl des jeweiligen Instruments enthalten und zum anderen das Jahr angeben, aus dem das Modell bzw. seine Inspiration stammte. Unser Kandidat ist also ein 4-Saiter und wurde 1994 ersonnen. Die zweite vier, die nach der Übernahme von Hanson vor dem Bindestrich dazukam, steht für die Mensurlänge von 34 Zoll. Die Bezeichnungen der Fünfsaiter, die unter der Ägide von Dan Lakin entstanden waren, folgten der gleichen Logik. Ein Beispiel: Der 55-94 kam 1994 als 5-Saiter mit einer 35 Zoll-Mensur auf den Markt.

BassMuseum: Lakland 4-94 DeLuxe

Unser heutiger Museumsbass mit der Seriennummer 097 wurde Ende 1995 fertiggestellt und zählt zu der begehrten „First Run“-Version mit charakteristischen Features, die sich in den ersten Produktionsjahren leicht änderten. Im zweiten Produktionsjahr wurde der Hals bereits ohne die Metallhalsplatte verschraubt. In den darauffolgenden Jahren erhielt die bis dahin labelfreie Brücke einen Lakland-Schriftzug und die Positionierung der Klinkenbuchse wanderte von der Frontseite in die Zarge. Anschließend wurde dem Bass noch ein separates Batteriefach spendiert, was den frühen 4-94ern noch nicht vergönnt war.

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Der 4-94 wurde in drei Varianten Classic, Standard und Deluxe angeboten, die sich in der Pickguard-Bestückung und den Korpushölzern voneinander unterschieden. Der Classic besitzt einen Erlenkorpus, eine Ahorndecke und ein Pickguard. Der Standard wiederum hat einen Body aus Sumpfesche und wird ohne Pickguard hergestellt. Der Deluxe umfasst einen Korpus aus Sumpfesche mit aufgeleimter Quilted Maple- oder Flamed Maple-Decke, wie bei unserem Modell. Lakland bietet eine breite Farbpalette an, die teilweise an die Farbbezeichnungen von Fender und Music Man erinnert, wie z.B. die Metalliclackierungen Shoreline Gold, Burgundy Mist oder Inca Silver. Eine Mischung von Fender und Music Man stellt auch die Pickup-Konfiguration dar. Der 4-94 ist mit einem an den Music Man Stingray erinnernden Humbucker in der Stegposition bestückt, der unter seinem breiten Pickup-Cover zwei passive Bartolini 9W4 beheimatet. Zusätzlich ist der Lakland mit einem weiteren 9W4-Humbucker im Jazz Bass-Layout an der Halsposition ausgestattet. Die Idee dieser Konfiguration kam Dan Lakin, nachdem er 1992 in der Januar/Februar-Ausgabe des Bass Player Magazins einen Testbericht über den Warwick Dolphin gelesen hatte. Bei dem Dolphin kann man die Spulen des Steg-Pickups splitten und ihn somit entweder als Music Man- oder Jazz Bass-Pickup nutzen. Mit einem Kippschalter sind für den Doppel-Humbucker des 4-94 drei Grundsounds (Halsspule/Parallel/Stegspule) anwählbar, wobei der Tonabnehmer selbst in der Singlecoil-Einstellung praktisch keine Nebengeräusche von sich gibt. Die beiden Pickups sind durch einen Überblendregler stufenlos mischbar. Das Poti für das Mastervolumen wurde mit einem Zugschalter versehen, mit dem entweder der aktive Dreiband-Equalizer oder ein rein passiver Betrieb möglich ist. Die Potis arbeiten absolut knisterfrei und die Oberfläche ist sehr griffig. Die EQ-Potis und der Überblendregler verfügen über eine Mittelrasterung und sind ein wenig schwergängiger als der Mastervolumenregler.
Das Elektronikfach und der dazugehörige Deckel sind fein säuberlich und lückenlos mit abschirmender Kupferfolie versehen – das Bass Player Magazin spricht in seinem Testbericht in der Mai/Juni-Ausgabe von 1995 von einem „Fort Knox of Shielding“. Im Fach befindet sich der sehr aufgeräumt verdrahtete, ebenfalls von Bartolini stammende Preamp vom Typ NTMB. Dieses Klangregelungsmodul ist mit einem Trimmregler versehen, der dafür sorgen kann, dass kein Laustärkesprung bei der Umschaltung zwischen passivem und aktivem Betrieb entsteht.


Der mit fünf Schrauben und einer Halsplatte befestigte Hals ist aus sehr stabilem Quartersawn Bergahorn mit integrierten Graphitverstärkungen, was ein direktes Ansprechverhalten und ein obertonreicheres Sustain verspricht. Das Halsprofil ist C-förmig mit leichten Anleihen zur V-Form und zeichnet sich durch eine schlanke Gesamtform aus. Die Halsrückseite ist unlackiert und zeigt bei unserem Modell deutliche Spielspuren, allerdings ohne Dings und Dongs – dieser Bass wurde sehr viel gespielt und zum Glück sehr pfleglich behandelt.


Das Griffbrett besteht aus einem kräftigen ostindischen Palisander Slabboard mit Clay Dots. Die 22 Bünde sind relativ dünn, hervorragend abgerundet und unterstreichen den Vintage-Charakter der Halskonstruktion. Die Kopfplatte ist ebenfalls eine schöne Symbiose aus Music Man und Fender und besitzt trotzdem eine elegante Eigenständigkeit. Unterstützt wird dies durch das recht weit auf die Kopfplatte verlaufende Griffbrett und dem signifikanten Schriftzug – very nice! Ein Saitenhalter sorgt für den nötigen Druck der D- und G-Saite auf den Knochensattel.



Die schon stark patinierten offenen Stimmmechaniken sind von Hipshot und verrichten auch nach 25 Jahren dank hoher Qualität einwandfrei ihren Dienst. Der Eye-Catcher eines Lakland-Basses ist natürlich die hauseigene Brückenkonstruktion mit ihrer charakteristischen ovalen Grundplatte. McFarland sah ursprünglich Aluminium bei der Konstruktion der Grundplatte vor, da er klangliche Vorteile vermutete. Dieser Plan wurde aber nach Herstellung einiger weniger Modelle verworfen, da sich die Bearbeitung als äußerst schwierig erwies, und er niemanden fand, der sie verchromen konnte. Die Grundplatte wurde daraufhin etwas verkleinert und aus Stahlblech gefertigt. Der Steg besitzt in Höhe und Oktavreinheit justierbare Saitenreiter aus Edelstahl, die Saiten werden von hinten durch den Korpus eingefädelt.

BassMuseum: Lakland 4-94 DeLuxe

Der Lakland 4-94 besticht durch eine ausgezeichnete Balance am Gurt, die einer entspannten Spielhaltung sehr entgegenkommt. Der untere Cutaway erlaubt artistische Spielweise in den hohen Lagen, allerdings kann man den Lakland mit 4,3 KG nicht gerade als Leichtgewicht bezeichnen. Der Klang des 4-94 verdient hingegen das Prädikat „top-notch“. Der Bass verfügt über einen sehr feinen und filigranen Ton, und man kann ihm je nach Spielqualität einen hohen Grad an Detailreichtum entlocken. Bei Bedarf verfügt der Lakland über einen straffen, mittenbetonten Punch, der an einen Stingray erinnert, allerdings fehlen ihm die mitunter doch sehr scharfen Höhen seines amerikanischen Kollegen. Einen Vergleich zu anderen High-End Bässen mit Schraubhalskonstruktion muss unser Kandidat aus Chicago aufgrund seiner außerordentlich hohen Tonkultur zu keinem Zeitpunkt scheuen. Unterm Strich ist der 4-94 ein hervorragend konzipierter und handwerklich tadellos umgesetzter High-End Bass mit Alleskönner-Qualitäten. Dies trägt sicherlich dazu bei, dass die Liste der Spieler von Lakland Bässen sehr lang und beeindruckend ist. Namen wie Adam Clayton von U2, Janes Addictions Chris Chaney, George Porter Jr. von The Meters oder Bob Dylans Tony Garnier tauchen dort auf. Für einen besonders erlauchten Kreis an Bassisten schuf Dan Lakin Signature Modelle. Zu den Glücklichen zählten u.a. der legendäre Donald „Duck“ Dunn, der für die tiefen Frequenzen bei Booker T. & The MG’s und den Blues Brothers zuständig war, Jerry Scheff, Bassist bei The Doors und Elvis Presley oder Joe Osborn, LA und Nashville Session-Größe und Mitglied bei The Wrecking Crew. Jackson Brownes Bassist Bob Glaub gehört auch zu dieser Riege, spielte aber zunächst das 4-94er Modell, bevor er 2001 sein eigenes, auf einem Precision Bass basierendes Signature Modell bekam.
4-94-Spieler der ersten Stunde war Greg Rzab, seinerzeit Bassist von Buddy Guy, heute bei John Mayall’s Bluesbreakers, der den ersten Serienbass mit der Nummer 001 bekam und unserem Museumsstück sehr ähnlich ist. Der Bass hat die gleiche Farbe, gleiches Griffbrett, lediglich die Brücke entsprach der etwas größeren Aluminiumbrücke der ersten Modelle. Wer den Bass in Aktion sehen möchte, dem sei der YouTube Clip „The Buddy Guy Big Band, Live At The Montreal Jazz Festival, 6th July 1997” empfohlen. Sehr lässig ist auch der Spontan-Jam mit Walter Trout im House of Blues in Chicago, IL vom 2. September 2011, als Rzab sich den 4-94 von Trouts Bassisten ausleiht – ebenfalls auf YouTube zu finden.

Die Chancen, einen 4-94 aus der Lakin-Ära zu bekommen, sind in Europa eher bescheiden, da sich das Gros dieser Bässe in den USA tummelt. Sollte einer auf den bekannten Online-Plattformen auftauchen, kann ich den Lakland 4-94 wärmstens empfehlen. Die Preisspanne ist aus unerfindlichen Gründen breit gestreut und startet mit etwas Glück bei EUR 2.000,- und geht hoch bis zu EUR 4.500,-. Am Zustand des Basses können diese Preisdifferenzen nicht liegen, da dieser in den meisten Fällen außerordentlich gut ist, was einerseits an der sehr hohen Qualität liegt, andererseits an der Wertschätzung und Pflege seiner Besitzer.
Dan Lakin ist übrigens nach wie vor als Basshersteller aktiv und gründete 2013 nach einem dreijährigen Wettbewerbsverbot einen – man mag es kaum glauben – Bassversandhandel. Neben Verstärkern von Demeter, Epifani, Euphonic Audio und Trickfish bietet er Bässe unter dem Markennamen D. Lakin an. Die Produktion lief zunächst in Südkorea an, wurde aber 2019 in die USA verlagert. Die Bässe orientieren sich sehr am Fender-Design und machen einen vielversprechenden Eindruck, sind aber noch viel zu jung, um sie im Bass Museum vorzustellen. In fünf oder zehn Jahren sehen wir, wie sich die Bässe von D. Lakin entwickelt haben.

In diesem Sinne, bässte Grüße und bis zum nächsten Museumsbesuch,

Euer Frank

Fotos: Gregor Lukasik

Bass Professor 1/2021 Seite 62

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