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BassMuseum: Warwick Nobby Meidel-Bass

Bass Professor 2/2021, Ausgabe 105, Bass Museum: Nobby Meidel Bass

Warwick mit Sitz im sächsischen Markneukirchen hat sich über die Jahrzehnte einen erstklassigen Ruf für hochwertige Bassgitarren erarbeitet und kann auf eine imposante Liste an „Signature Artists“ blicken, die sich nach ihren Wünschen Bässe bauen lassen. Hierzu zählen unter anderem Adam Clayton (U2), Robert Trujillo (Metallica) oder Leland Sklar, deren Signature-Modelle bei Warwick regulär angeboten werden. Gestartet wurde diese Erfolgsgeschichte allerdings von dem Bassisten und Gitarristen Nobby Meidel und seinen Vorstellungen eines perfekten Basses. Da Nobby Meidel ganz in Nähe meines Wohnortes Erlangen wohnt, habe ich ihn kurzerhand kontaktiert und ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte, die Geschichte seines Signature-Modells selbst zu erzählen. Er willigte sofort ein, wodurch ihr in den Genuss eines Bass Museumartikels inklusive Interview kommt. Vorab möchte ich euch aber einige Eckdaten zu Warwick und zum Nobby Meidel-Bass geben

Bass Professor 2/2021, Ausgabe 105, Bass Museum: Nobby Meidel Bass

Warwick wurde im September 1982 von Hans-Peter Wilfer gegründet, dem Sohn des Gründers und Inhabers von Framus, Fred Wilfer. Framus hatte im fränkischen Bubenreuth das Stamm- und ab 1966 in Pretzfeld ein Zweigwerk und war mit seinen ca. 300 Angestellten der größte Gitarrenhersteller Europas. 1976 kam es allerdings zum Konkurs, auch bedingt durch die stark wachsende Konkurrenz aus Fernost. Bevor Hans-Peter Wilfer den Warwick-Firmensitz 1995 ins Vogtland verlegte, tüftelte er zunächst in der ehemaligen Framus-Fertigungsstätte in Pretzfeld an seinen ersten Entwürfen. Der erste Warwick Bass war 1982 der JB Bass, der sich noch stark am Fender-Design orientierte und nur über einen kurzen Zeitraum angeboten wurde. Wenig später ging Warwick eigenständige Wege, denn im Dezember 1982 wurde das erste Nobby Meidel-Serienmodell fertiggestellt und auf der Frankfurter Musikmesse 1983 erstmals präsentiert. Das Konzept und die Optik eines headless Basses war damals absolut hip, ausgelöst Anfang der Achtzigerjahre durch Ned Steinbergers-Modell L2, auch „Paddel“ genannt. Viele Bassisten unterschiedlichster Genres sah man damals mit einem L2 auf der Bühne, u.a. Sting, Geddy Lee, Bill Wyman, Robbie Shakespeare oder Nenas Jürgen Dehmel. Obwohl in der Korpusform ähnlich, unterschied sich das Nobby Meidel-Modell gravierend durch die Holzkonstruktion. Im Gegensatz zur Vollgraphitbauweise von Steinberger sprach man häufig vom „hölzernen Steinberger“. Wenn man den Nobby Meidel-Bass in die Hand nimmt, vermittelt er sofort einen sehr hochwertigen und edlen Eindruck. Der hochglanzlackierte Korpus ist aus massivem Palisander mit Ahornstreifen, der dreistreifige Hals in Neck-thru-Bauweise folgt dem gleichen Zutatenmix. Trotz der kompakten Erscheinung verfügt das Meidel-Modell mit 34 Zoll über eine lange Mensur (Longscale). Das aus einem dunklen Palisander bestehende Griffbrett trägt 24 Bünde plus einen Nullbund und Markierungen aus Perlmutt. Das Kopfteil aus massivem vergoldetem Messing dient der Aufnahme der Saitenkugeln und ermöglicht die Verwendung von Standardsaiten.

Bass Professor 2/2021, Ausgabe 105, Bass Museum: Nobby Meidel Bass

Die Stimmmechaniken sind angelehnt an den Typ M6 von Schaller, die Brücke neueren Baujahrs vom Typ 3D stammt vom selben Hersteller. Dieser Brückentyp war auch werksseitig verbaut, allerdings hatte der Zahn der Zeit einfach zu sehr an der Originalbrücke genagt, so dass ein Austausch notwendig war. Sehr vorteilhaft, dass Warwick überwiegend Komponenten aus dem Standardprogramm der Zulieferer verbaute und die Renovierung dadurch sehr einfach war. Als absolut „non-Standard“ kann man die Anordnung der Stimmmechaniken und die mittig angeordnete Fassung des speziell für den Meidel-Bass benötigten Ständer bezeichnen.

Als weiteres einzigartiges Feature kann man die Gurtkonstruktion bezeichnen. Im Gegensatz zu Ned Steinbergers Paddel, der eine eigentümliche Drehkonstruktion aus Kunststoff zur Befestigung des Gurtes vorsah, verpasste Warwick dem Meidel-Modell einen aufsteckbaren Körperbügel aus vergoldetem Messing, an den man den vorderen Gurtpin an zwei zur Auswahl stehende Öffnungen befestigen kann. Der zweite Gurtpin ist auf der Rückseite des Korpus verschraubt. Die eingelassene Buchse für das Klinkenkabel befindet sich auf der Unterseite des Korpus. Was man im Vergleich zum Steinberger-Paddel beim Meidel-Modell nicht findet, ist eine Beinstütze, daher bietet es sich an, auch im Sitzen mit Gurt zu spielen. Eine Armauflage lässt sich bauartbedingt auch nicht finden, so dass es schon ein wenig Eingewöhnungszeit bedarf, bis Spieler und Bass zu einer Einheit zusammenwachsen können. Belohnt wird man dann mit einem kräftigen edlen Basston, inklusive sehr langem Sustain. Die aktiven Pickups in der P/J-Kombination sind von EMG, der Zugang zur Batterie erfolgt über das rückseitig verschraubte Elektronikfach. An Potis steht ein Volumenregler pro Pickup und eine gemeinsame Tonblende zur Verfügung. Den Ton würde ich als einen Edel-Precision-Sound beschreiben, der durch den zusätzlichen Jazz Bass-Pickup die gewisse Prise Klarheit bekommt. Der Jazz Bass-Pickup im Alleinbetrieb kommt leider ein wenig zu dünn. Wenn man einen Meidel-Bass in Action sehen möchte, dem seien die YouTube-Clips von UFO Walter von der Randy Hansen Band empfohlen. John Entwistle, Peter Sonntag und Martin Engelien haben ebenfalls ab und zu zum Meidel-Bass gegriffen. Von Martin Engelin gibt es auf YouTube einen Clip mit einem nagelneu funkelnden Nobby Meidel-Bass zu bestaunen, den der mit der Klaus Lage Band und „1001 und 1 Nacht (Zoom)“ in der Hitparade vorführt. Nick Beggs von Kajagoogoo und Level 42s Mark King bekamen ebenfalls Exemplare zum Testen. Nick Beggs war vom Meidel-Bass sehr angetan und behielt ihn auch eine Zeit lang bei sich im Studio. Später bekam er (Originalwortlaut Nick Beggs) einen exzellenten Warwick Thumb Fünfsaiter von Hans-Peter Wilfer geschenkt, den er neben seinem Wal Fünfsaiter bei Ellis, Beggs & Howard nutze.

Bass Professor 2/2021, Ausgabe 105, Bass Museum: Nobby Meidel Bass

Ein durchschlagender Erfolg war dem Meidel-Modell leider nicht vergönnt. Zwischen 1982 und 1992 wurden nur ca. 950 Exemplare gebaut, von der Gitarren-Version lediglich 35. Alle Exemplare wurden mit einem Schild unterhalb der Brücke ausgeliefert, auf der die Seriennummer eingraviert wurde. Dieses Schild ging bei dem hier gezeigten Bass leider verloren, was die Datierung des Baujahres sehr schwierig machte, da auf eine gestanzte Seriennummer o.ä. verzichtet wurde. Hans-Peter Wilfer himself gab mir freundlicherweise die Info, das der Bass mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Jahr 1983 stammt. Anhaltspunkte liefern die Holz- und Komponentenauswahl des Basses. Warwick brachte dabei über die Produktionslaufzeit eine Vielzahl an Variationen auf den Markt, die sich u.a. in der Anzahl der Bünde (die meisten Modelle hatten 26 Bünde), der Oberfläche (viele Modelle sind nicht lackiert, sondern geölt), dem Holz (anfangs wurde häufig Rio-Palisander als Korpus- und Halsholz verarbeitet, später kam Wenge zum Einsatz), den Pickups (Schaller Pickups lösten die EMGs als Standard ab) und verschiedener Versionen der Potiknöpfe unterschieden. Wenn man mit einem Nobby Meidel-Modell liebäugelt, dann sieht der Gebrauchtmarkt gar nicht schlecht aus, da bei Vintage-Händlern oder bei eBay und Co. recht regelmäßig Exemplare angeboten werden. Mit viel Glück bekommt man einen Meidel-Bass unter 1.000,- Euro, in der Regel sind es aber immer eher ca. EUR 2.000,-. Alternativ ist der Nobby Meidel-Bass auch bei Warwick im hauseigenen Custom Shop als Neuware bestellbar. Um einen tieferen Einblick in die Materie zu bekommen, folgt jetzt das Interview mit Nobby Meidel.

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Hallo Nobby, vielen Dank, dass du uns heute in dein Studio „Nobby Meidel Ton-Arts“ nach Zirndorf eingeladen hast. Erzähl uns doch mal, wie du ins professionelle Musik-Business gekommen bist?

Ja, vielen Dank für euren Besuch. Meine Karriere als Musiker startete ich zunächst als Bassist. In meiner zweiten Band wechselte  ich zur Gitarre und wenig später wieder zurück zum Bass. Ich habe mich nie auf ein Instrument festgelegt und habe diesen Freiheitsgrad auch immer beibehalten. Zurzeit spiele ich überwiegend Gitarre und bewege mich viel im Country-Genre. Country-Gitarristen faszinieren mich sehr! Mein erstes Geld konnte ich sowohl als Session-Bassist, als auch als Gitarrist verdienen. Den Duft der Produzentenwelt bekam ich Anfang der Achtzigerjahre im Tonstudio Hiltpoltstein schnuppern, wo ich als Produktionsassistent aushelfen durfte. Dieses Studio war zu der Zeit sehr angesagt und Acts wie Eric Burdon, Ton Steine Scherben oder Extrabreit nahmen dort ihre Scheiben auf. Bei dem Album „Ihre Größten Erfolge“ habe ich für Extrabreit im Background mitgesungen. Das war auch bei The Stripes der Fall, der ersten Band von Nena.

Und wie kamst du auf die Idee für dein Bass-Modell?

Meine damalige Hauptinspiration lag in dem Wunsch, meinen Bass einer drastischen Gewichtsreduzierung zu unterziehen. Dies sollte aber nicht zu Lasten einer ausgewogenen Balance des Basses am Gurt gehen. Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, ich hatte damals keine Ahnung von Ned Steinbergers Ideen und seinem L2. Davon erfuhr ich erst viel später, als ich bereits mit Warwick in Kontakt war. Die Basis meines Prototyps war ein Hoyer HG 452/C, den ich damals hauptsächlich spielte. Aus Balancegründen war mir klar, dass ich die Kopfplatte reduzieren muss, wenn ich Teile vom Korpus entferne, sonst wird das Teil zu inkommod zu spielen. Die Idee, die Stimmmechaniken komplett von der Kopfplatte zu entfernen, entstammte von einem Kramer XL8 Achtsaiterbass, der die Mechaniken für die Oktavsaiten am Ende des Bodies hatte. Diese Konstruktion habe ich einfach übernommen und alles Überschüssige abgesägt.

Bass Professor 2/2021, Ausgabe 105, Bass Museum: Nobby Meidel Bass

Wie kam der Kontakt zu Hans-Peter Wilfer von Warwick zustande?

Ich arbeitete damals als Teilzeitkraft bei Hans Thomann Senior in seinem Treppendorfer Ladengeschäft. Hans Thomann Junior hatte zu der Zeit schon einige Aufgaben von seinem Vater übernommen, um es in den folgenden Jahrzehnten zum heutigen Versandhandelsimperium auszubauen. Eines Tages rief Hans-Peter Wilfer an und bot sein Framus-Sortiment an. Da die Konkurrenz aus Asien zu stark war, musste ich im Namen von Hans Thomann ablehnen. Hans-Peter Wilfer akzeptierte das, bot mir aber an, ihn in seiner Firma in Pretzfeld zu besuchen. Das tat ich kurze Zeit später und brachte meinen Meidel-Prototypen mit, den ich damals schon im Einsatz hatte. Hans-Peter war sofort begeistert und baute in kürzester Zeit drei Nobby Meidel-Prototypen, die dem späteren Serienmodell schon weitestgehend entsprachen und ihren Weg auf die Frankfurter Musikmesse 1983 fanden. Lediglich im Bereich der Pickups und Elektronik war man noch in der Findungsphase. Dem Bass meinen Namen zu geben, war übrigens die Idee von Hans-Peter Wilfer. Da war er dem Trend der Signature-Modelle weit voraus. Ich muss dabei betonen, dass es die Firma Warwick zu dem Zeitpunkt, als ich Hans-Peter meinen Bass zeigte, noch nicht einmal gab – da gibt es anderslautende Geschichten im Internet. Die Meidel-Bässe sorgten aber letztlich dafür, dass sich Wilfer nur noch auf Bässe konzentrierte, Warwick gründete und Framus zunächst aufgab.

Bist oder warst du an den Verkäufen finanziell beteiligt?

Nein, Tantieme oder Ähnliches habe ich von Warwick nicht bekommen, das stand allerdings auch nie wirklich zur Debatte. Hans-Peter Wilfer hat mir aber vier Instrumente bauen lassen. Einen fretted und einen fretless Nobby Meidel-Bass und zwei Meidel-Gitarren. Alle Instrumente sind aus wunderschönem Rio-Palisander, das Holz durfte ich mir vorher aussuchen. Meine Meidel-Bässe haben Stimmmechaniken mit Dome-Köpfen, die es erlauben, den Bass ohne Ständer auf den Boden zu stellen.

Bass Professor 2/2021, Ausgabe 105, Bass Museum: Nobby Meidel Bass

Ich sehe an deinen Instrumenten, die hier in deinem Studio stehen, dass du offensichtlich eine gewisse Neigung zu Modifikationen hast. Gibt es da neue Ideen, auf die wir gespannt sein können?

Einen neuen Nobby Meidel-Bass wird es nicht geben, aber ich bin gerade dabei, den Nobby Meidel-Bass als Plugin für die Integration in Audio-Workstations vorzubereiten. Wenn ich mit der Entwicklung fertig bin, stelle ich euch das Produkt gerne vor. (lacht)

Da sind wir gespannt! Besten Dank, Nobby und bleib gesund!

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