BassMuseum Höfner 500/1 Violin Bass 1964
BassMuseum Höfner 500/1 Violin Bass 1964. Von Hermann Eckholt – The Bass HunterHallo, liebe Leserinnen und Leser! Eigentlich kennen alle Bassisten dieser Welt den Violin Bass von Höfner. Und selbst Nichtmusiker erkennen den sogenannten „Beatle Bass“. Warum? Das ist ganz einfach: Gäbe es nicht einen der bekanntesten Menschen der Welt mit dem Namen Paul McCartney, dann wäre auch dieser von ihm bevorzugte Bass nicht so bekannt und beliebt.
Auch auf den zweiten Blick ist es natürlich sehr angenehm, dass sich ein Bass „Made in Germany“ zwischen all den amerikanischen Instrumenten seinen Platz in der Musikhistorie erobert hat, diesen über so viele Jahre festigen konnte und weltweit treue Anhänger und Spieler hat. Ich glaube, selbst die Höfner-Mannschaft kann sich eine Welt ohne das Beatles-Phänomen gar nicht mehr vorstellen – zu Recht, denn die vier Musiker aus Liverpool haben nun mal einen bleibenden Eindruck im Musikbusiness hinterlassen. Und was Paul unter den damaligen technischen Möglichkeiten aus diesem federleichten Hollowbody- Bass soundmäßig herausgeholt hat, grenzt mitunter schon an Zauberei!
Dieses Bassmodell nimmt einen nicht gleich an die Hand und somit stellt sich auch nicht augenblicklich ein großes Glücksgefühl beim Spielen ein. Das kommt erst wesentlich später – es sei denn, der Spieler hat sehr zierliche Hände. Den schmalen Hals mit seinen entsprechenden Saitenabständen fand ich am Anfang schon heftig im Handling. Im Wechsel mit anderen Standardbässen auf der Bühne gespielt, ist der Unterschied schlicht extrem. Aber wenn man sich auf dem Höfner-Hals eingespielt hat, dann ist das tatsächlich eine feine Sache. Und das „Papiergewicht“ gefällt natürlich sofort!
Im Sitzen finde ich diese Violinen-typische Korpuseinbuchtung allerdings nicht ganz so komfortabel. Sie drückt mit ihren ausgeprägten Rundungen in der Korpusmitte schon spürbar in den Oberschenkel. Ansonsten jedoch ist dieser kleine Korpus überaus angenehm und hat auch seine Vorteile. So klingt der Höfner sogar draußen auf der Terrasse trocken gespielt noch sehr gut – da macht es Spaß, auch mal ohne elektrische Verstärkung auf ihm zu spielen.
Der hier gezeigte Bass stammt aus dem Jahr 1964. Das Alter bei Höfner-Bässen ist nicht immer ganz leicht zu ermitteln, weil eine Seriennummer fehlt. Es gibt zwar einige Bässe, die oben auf der Kopfplattenrückseite eine eingeprägte Nummer haben, aber ob diese eine genauere Auskunft über das Baujahr gibt, sei dahingestellt. Es kamen im Laufe der Produktionsjahre bei diesem 500/1-Bass noch weitere bautechnische Veränderungen hinzu, die einer ganz bestimmten Herstellungsperiode zugeordnet werden können. Um weitere Informationen zu erhalten, kann man das kleine Elektronikfach abschrauben und findet auf der Unterseite neben den Potis eine kleine Prägung. Dort lässt sich die Wochenzahl plus die letzte Jahreszahl ablesen.
Unser Paule begann seine Karriere mit einem Höfner 500/1 Bass, der später als „Cavern“-Bass bekannt sein sollte, nach dem Club in Liverpool, in dem die Beatles zwischen 61 und 63 fast 300 Mal auftraten. Dieses Modell lässt sich am einfachsten erkennen, denn hier sind die beiden Tonabnehmer in einer anderen Position angebracht als bei den späteren Modellen. Beide waren in Halsnähe positioniert. Er hat den Bass in der Zeit zwischen 1963/64 in London von der Firma Sound City umbauen lassen. Die Pickups wurden dabei in einer anderen Position untergebracht und der Bass erhielt eine Threetone Sunburst-Lackierung. Es gibt leider nicht viele Bilder aus der Zeit, aber dieser Bass ist durch sein leicht abweichendes Standardfi nish und den horizontal verlaufenden Namensschriftzug auf der Kopfplatte stets gut auszumachen. Später hat Brian Epstein mit der Selmer Music Company einen Endorsement-Deal vereinbart, und da gab es sogar einen Bass mit goldener Hardware.
Bevor man ab 1963 den hier gezeigten Pickup-Typ mit den vier Schrauben plus vier offenen Magnetpolen verwendete, gab es komplett geschlossene „Black Bar“- Tonabnehmer (56-59), „Toaster“-Singlecoils (60/61), Humbucker mit geschlossener Chromkappe und Diamond-Logo (wie auf dem Cavern-Bass 61/62) und Humbucker mit Chromkappe und vier offenen Schrauben plus Diamond-Logo (62/63).
Das Modell hat noch die kleinen Pickup- Umrahmungen mit den vier Einstellschrauben für die Höhe des Tonabnehmers. Gegen Ende 1964 gab es dann die größere Umrahmung mit den zwei großen Schrauben zum genauen Justieren, welcher über längere Zeit bei Höfner verbaut wurde. Der Tonabnehmer bekam allerdings gegen Ende 1967 ein neues Gesicht: Die Rede ist vom Bar-Blade, auch Shark-Fin genannt. Das ist eine durchgehende Magnet klinge und vier kleinen Schrauben am Pickup- Rand. Diese Tonabnehmer haben allerdings nicht nur Vorteile: Ich habe schon einige Bässe mit Shark-Fin Pickups ausprobiert, und oft war hier die Abnahme der G- oder E-Saite etwas schwach und unausgewogen. Da finde ich die Vorgänger-Version mit den Einzelpolen doch genauer und kraftvoller. Hier wird einfach jede Saite besser und deutlicher abgenommen.
Aber die Tonabnehmer waren nicht die einzigen Bauteile, die mit der Zeit ständigen Veränderungen unterlagen, auch das kleine Elektronikfach wurde Anfang 1965 breiter gebaut. Das schmale und kürzere Elektronikfach ist hier in diesem Bass zu finden. Gleich bleib hingegen die Elektronik selbst.
Das schöne goldene Höfner Script-Logo gab es von 1961 bis 1963. Daraufhin folgte das aus Plastik geformte Raised Script-Logo. Auch sehr schön, obwohl einigen Bassisten im täglichen Umgang mit ihrem Bass der kleine R-Haken im Schriftzug abgebrochen ist. Ab 1964 bekam das Griffbrett ein zusätzliches weißes Binding am Rand.
Wenn ihr aber glaubt, jetzt sei es langsam mal gut mit den Veränderungen – tja, leider daneben! Sogar die Halsbefestigung bzw. ihr Endblock war erst ein „fat“-Heel und endete bündig mit der Rückseite des Bodys. Mit dem Binding wurde dieser Block ca. 2 mm fl acher gebaut und eingesetzt. Einige Zeit später war dieser Hals-Korpus-Übergang noch flacher geworden. Und es gibt tatsächlich weitere Veränderungen an diesem Modell: die Rede ist von den Mechaniken und ihren Köpfen. Anfang der sechziger Jahre gab es die „Two on a strip“-Mechaniken. Hier befi nden sich die beiden Mechaniken jeweils auf einer Schiene, mit sehr schönen ausgeprägten Knöpfen aus Perlmutt. Im Jahr 1961 gab es auf einigen Bässen die seltenen weißen „Rugby Ball“-Mechaniken-Köpfe mit vier einzelnen Stimmmechaniken. Die vier einzelnen Mechaniken haben sich dann etabliert und es kamen wieder schöne Perlmutt-Aufsätze dazu. Bis auf einige wenige Exemplare, die von hinten verkapselt waren, sind die meisten Mechaniken hinten offen, und die Schraube für den Stimmwirbel ist sichtbar.
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Apropos Schrauben: Mit der Einführung der Kreuzschlitzschraube in die Höfner-Produktion ersetzten diese auch beim 500/1 ab 1963 die vorher verwendeten Schlitzschrauben.
Bis auf die leicht veränderte Form des aufgesetzten Elektronikfaches blieb deren Funktion über die Jahre gleich. Zuerst fallen einem die zwei wunderschönen „Tea Cup“-Potiknöpfe für jeden Pickup als Volumenregler auf. Das zeitlose und formschöne Design dieser Knöpfe ist nicht zu toppen. Dann gibt es einen An- und Ausschalter für jeden Tonabnehmer sowie einen Schalter von Rhythm auf Solo. In der Rhythm-Stellung wird durch einen Widerstand die Ausgangsstärke auf ca. 70 % reduziert, während in der Solo-Stellung 100 % anliegen.
Das ist eine tolle Sache, denn wenn es auf der Bühne während der Darbietung des Konzertes mit zunehmender Dauer ohnehin permanent lauter wird, ist dieser Schalter sehr nützlich. Unentbehrlich ist für mich der Halstonabnehmer. Er sorgt dafür, dass der Violin- Bass über eine ordentliche Portion Tiefbass verfügt und sich im Gesamtsound gut durchsetzt. Im Vergleich mit dem Bridge-Tonabnehmer kurz vor der Brücke hört man schnell, dass dieser Tonabnehmer nur einen kleinen Höhenanteil zum Klang beisteuern kann. Am besten gefällt mir der Sound, wenn man das Volumen-Poti vom Bridge-Tonabnehmer leicht zurückdreht; dann klingt der Bass wunderbar rund und kräftig und schiebt angenehm von hinten. Auf den letzten Soloscheiben von Paul McCartney lässt sich der Höfner- Sound sehr gut raushören. Ich möchte euch die CDs „Memory Almost Full“ oder „Driving Rain“ als Hörproben empfehlen – einfach laut aufdrehen, und dann kann man sich ungefähr vorstellen, wie es einem mit diesem schönen 1963 Höfner so ergehen kann.
Vom Electric Light Orchestra gibt es aus dem Jahr 1979 die Scheibe „Discovery“, auf der Bassist Kelly Groucutt beim ersten Song „Shine a Little Love“ mit Plektum einen alten Höfner spielt. Das klingt richtig gut, vor allem ist der Basslauf dieser Nummer gut gewählt und auch super gespielt.
Richtige McCartney-Fans bauen natürlich das Schlagbrett von ihren Violin-Bässen ab, wie auch leider bei diesem Bass geschehen. Mir gefällt das Design mit Schlagbrett eigentlich besser, außerdem ist es bei der Plektrumspieltechnik angenehmer, weil man sich zusätzlich mit dem kleinen Finger der Schlaghand abstützen kann. Das Pickguard ist mit nur zwei Nägeln an der Halsunterkante und seitlich an der Brücke befestigt, diese Befestigung lockert sich schon mal langsam über die Jahre. Und es gibt noch einen Winkelabstandhalter für die passende Höhe des Pickguards, der mit einer Schraube zusätzlich am Korpus befestigt wird.
Dieser legendäre Bass hat jedoch unterm Strich nur wenige Schwachpunkte: Das Bindingmaterial aus damaliger Zeit schrumpft leider, und ich habe einige Bässe gesehen, wo es sich in der Korpus-Rundung gelöst hat und dann eine gerade verlaufende Position anstrebt. So kann sich das Binding in dieser Kurve schon mal gut 2 bis 3 mm von der Korpuskante entfernen. Auch löst es sich bei einigen alten Bässen gern an den unterschiedlichsten Stellen des Bodies ab. Das dünn aufgetragene Finish bekommt zudem nicht selten Risse an der Oberfläche und blättert in einigen Fällen sogar ab. Besonders betroffen sind Bässe, deren Hälse kurzzeitig von der Rückseite her schwarz lackiert wurden. Dieses zusätzliche Finish über dem Sunburst konnte man mit dem Fingernagel abknibbeln.
Auch die Hals-/Korpusverbindung war bei einigen Bässen etwas problematisch. Da lösten oder lockerten sich sogar einige Hälse und mussten von Experten wieder nachgeleimt und neu eingesetzt werden. Bei diesem Bass musste der Hals ebenfalls vor einiger Zeit neu befestigt werden. Je nach Jahrgang besteht der Hals aus zwei Teilen Ahorn oder zwei Teilen Ahorn mit einem Mittelstreifen aus Buche, später in den 70ern waren einteilige Hälse eine zeitlang Standard. Der Halsfuß besteht ebenfalls aus mehreren Teilen. Durch den jahrelangen Trocknungsprozess werden die ehemaligen Leimnähte wieder gut sichtbar. Unter dem Griffbrett wurde der vordere Bereich, in dem das Griffbrett über die Bodyoberfläche ragt, mit einem zusätzlichen Holzstück verstärkt. Dieser Halsbereich neigt bei einigen alten Bässen dazu, sich stark zu verziehen. Wenn man eine flache Saitenlage bevorzugt, kann es um den 12. Bund zu lästigem Schnarren kommen. Aber wie auch immer: Richtige Vintage 500/1-Liebhaber nehmen diese kleinen Schwächen natürlich gern in Kauf!
Es gibt selbst in heutiger Zeit noch immer Produktionen, auf denen einem ein Höfner- Bass begegnet. Norah Jones etwa hatte auf einigen ihrer CDs neben einem Kontrabass auch einen Höfner Club-Bass im Einsatz. Diesen werden wir an späterer Stelle im BASS MUSEUM einmal gesondert vorstellen. Das Erfreuliche an dem ganzen Höfner-Kult, der in der Fabrik in Bubenreuth Mitte der Fünfziger begonnen hat, ist, dass die heutigen Instrumente den alten Originalen in nichts nachstehen, im Gegenteil: Die Verarbeitung ist heute deutlich besser als in den 60er Jahren. Sogar bei der günstigen CT Bass-Serie bin ich wirklich überrascht, wie gut diese heutzutage hergestellten Bässe klingen und verarbeitet sind. Das fi nde ich erwähnenswert – immerhin können das nicht alle Hersteller von sich behaupten. Ihr seht: Es muss also nicht unbedingt ein Oldie sein, vielleicht tut es auch eine originalgetreue Wiederaufl age. Großen Spaß machen sie in jedem Fall alle!
Preislich sind die alten Bässe von vor 1964 nicht gerade günstig zu bekommen – wenn überhaupt! Die ab 1965 gebauten Exemplare tauchen schon etwas häufi ger auf und sind auch nicht ganz so teuer. Für ganz besondere Sounds und Songs ist so ein Violin-Bass sehr gut einzusetzen. Den Kultstatus hat er ja ohnehin!
Alles Gute, euer Bass Hunter