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BassMuseum: Sadowsky Vintage Hugh McDonald

Liebe Leserinnen und Leser, Einige von euch erinnern sich bestimmt an den 11. September 2001. Ich bekam an diesem Nachmittag, kurz nach 14.00 Uhr, von einem Freund eine SMS mit der Nachricht: „Deine Stadt New York wird gerade angegriffen!“ Zuerst hatte ich es für einen ungewöhnlichen Scherz gehalten und wunderte mich später bei der Heimfahrt über die langen Schlangen an den Zapfsäulen der Tankstellen. Zu Hause angekommen folgte ich einem inneren Instinkt und schaltete den Fernseher an. Ich sah Ulrich Wickert in einer Sondersendung und hinter ihm im Bild qualmte einer der beiden Zwillingstürme des World Trade Centers! Fassungslos verfolgte ich die grausamen Nachrichten, die an diesem Tag um die Welt gingen und war schockiert! Nun fragt ihr euch sicher, was hat das mit dem grünen Sadowsky Bass zu tun hat, den ich euch heute vorstellen möchte.

Im Herbst 2001 lagen bei mir zu Hause zwei Flugtickets nach New York für die erste Oktoberwoche, um dort Roger Sadowsky in seiner Werkstatt zu besuchen. Ich hatte vor, diesen grünen Sadowsky Bass zu testen, den er gerade zum Verkauf anbot und der einst Hugh McDonald gehörte – dem Bassisten von Bon Jovi! Mit diesem Bass wurden Arenen gerockt! Viele von euch wissen natürlich, dass Roger Sadowsky zu dieser Zeit diese wunderbaren Bässe noch direkt am Times Square in New York gebaut hat. Doch vor diesem Flug gingen uns viele Gedanken durch den Kopf und wir hatten Bedenken, überhaupt zu fliegen. Aber wir haben uns von diesen Terroristen nicht von unserer Reise abbringen lassen und sind dann, knapp drei Wochen nach dem Anschlag, in die U.S.A. geflogen. Und das war die richtige Entscheidung!

Ich war schon in den Jahren zuvor sehr oft in New York und musste bei diesem Flug feststellen, dass nichts mehr war wie zuvor. Von den lästigen Kontrollen auf den Flughäfen mal abgesehen, fand ich es mehr als unangenehm, plötzlich als potentieller Attentäter angesehen zu werden. Doch nicht nur die Kontrollen an den Flughäfen, wichtigen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten der Stadt hatten sich seit dem Anschlag verändert. Ich musste sogar feststellen, dass sich selbst die Menschen verändert hatten! Und zwar auf eine besondere, angenehme Weise. Leider hatte ich bei meinen bisherigen New York-Besuchen die unangenehme Erfahrung gemacht, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe oft noch als Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Mir haben die farbigen Bewohner New Yorks viel gegeben. In meiner Fantasie habe ich mir in der Subway einige Mitfahrer mit dunkler Hautfarbe oft als coole Jazz- oder Soulmusiker vorgestellt. Es gab sogar einmal eine ganz besondere Situation, bei der ein Farbiger, der mir gegenüber saß, meinen freundlichen Blick auffing und förmlich meine Gedanken lesen konnte. Als er seine Haltestelle erreichte und aufstand, um den Zug zu verlassen, legte er seine Hand kurz auf meine Schulter und meinte zu mir: „Have a nice day, brother!“ Was für eine schöne Erfahrung, dass dieser Mensch spüren konnte, dass ich ihn mochte und ihn beobachtet hatte. Nach dem Anschlag vom 11. September rückten alle Bewohner näher zusammen – gleich welcher Hautfarbe!

BassMuseum Sadowsky Vintage 5 Hugh McDonaldWir waren gespannt, wie der Ort des Geschehens, wo einst die Türme des World Trade Centers standen, in Wirklichkeit aussah – und wir waren entsetzt. Drei Wochen nach dem Anschlag brannte die Unglücksstelle am Ground Zero immer noch. Ich war bis auf 100 Meter an diesen gigantischen Trümmerberg herangekommen, der natürlich anders aussah als im Fernsehen. Die Dimensionen waren gewaltiger, größer und die Nase war jetzt auch dabei. Es roch nach Ammoniak, wegen der Leichenreste wurde diese intensiv stinkende Brühe überall eingesetzt. Am Straßenrand standen Autos, die von ihren Fahrern blitzartig verlassen wurden. In den umliegenden Geschäften lag in den Innenräumen eine zentimeterdicke Staubschicht! Bei diesem Anblick war man natürlich erschüttert, und es wurde einem auf traurige Weise vor Augen geführt, was hier geschehen war und war fassungslos darüber, zu welch schrecklichen Dingen Menschen in der Lage sein können.
Ich hatte Roger Sadowsky oft in seiner alten kleinen Werkstatt direkt am Times Square 1600 Broadway besucht und sein besorgtes Gesicht sprach Bände, als ich ihm gegenüberstand. Angst und Ratlosigkeit war zu spüren und eine Sorge, dass sich dieses Unglück jederzeit wiederholen könne. Zumal sich die US-Amerikaner bisher immer sicher waren, dass ihr Land niemals angegriffen wird. Roger hat es natürlich sehr gefreut, dass wir trotzdem gekommen waren, um seine hervorragenden Bässe zu testen. Eine Zeitlang konnte man, wenn man einen guten Draht zu ihm hatte, bei ihm Bässe aus den Endorsements etwas günstiger erwerben. Bei Roger Sadowsky gibt es, wie einige wissen dürften, keine Bässe geschenkt! Auch nicht für bekannte Bassisten! Es gibt vielleicht einen kleinen Rabatt, wie damals bei dem Metallica-Bassisten Jason Newsted, der einst zehn Bässe bestellte – und den Elften gratis dazu bekommen hat. Marcus Miller bekommt auch ein paar mehr Prozente – die Innereien von seinem 77-iger Fender Jazz Bass sind ja bekanntlich auch von Roger installiert worden. Der Meister hat sich auch mit einem Pressefoto, welches in der Werkstatt an der Wand hängt, bei Roger dafür bedankt: „Thank you Roger for the Marcus Miller Sound“. Das spricht für sich! Und Will Lee hat damals immer Bässe als Leihgabe für die allabendliche Dave Letterman Show am Broadway bekommen.

BassMuseum Sadowsky Vintage 5 Hugh McDonaldDieser schöne grüne Fünfsaiter Vintage 5 ist ein Einzelstück, der im Jahr 2000 gebaut wurde und in dieser Form nicht mehr hergestellt wird. Einige Details wollte der langjährige Bon Jovi-Bassist Hugh McDonald an seinem Instrument anders haben als bei den herkömmlichen Sadowsky Bässen. Die Position der Tonabnehmer wurde hier leicht verändert. Auf den ersten Blick könne man meinen, es handele sich um eine ganz normale P/J-Bestückung. Doch bei genaueren Hinsehen stellt man dann fest, dass der hintere Tonabnehmer ca. einen cm weiter in die Korpusmitte gerückt ist (im Vergleich zur Position bei einer ursprünglichen J/J- Bestückung). Das verringert auch den Abstand zum P-Style-Tonabnehmer. Dieser befindet sich in der Standardposition. Dadurch ist das Klangbild etwas basslastiger und kraftvoller ausgerichtet.

Die aktive Elektronik auf diesem Bass lässt keine Wünsche offen: Ein Master-Volume befindet sich in der oberen Position auf der Control Plate, gefolgt von einem Panorama Poti, welches aber in der unteren Einstellung den J-Tonabnehmer einzeln erklingen lässt und nach der Mittelraste nach oben bewegt, den P-Sound anwählt. Das ist eher ungewöhnlich, die Tonabnehmer so verkehrt herum anzuschließen. Das dritte Poti ist das sogenannte Vintage Poti, eine Art zusätzliche Mitten- und Höhenbeeinflussung. Das Herausziehen dieses Push-Pull Potis stellt den Bass auf Passiv um. Auf dem unteren Poti befindet sich die Höhen- und Bassanhebung oder -absenkung auf einem Doppelstock Poti; oben auf dem kleineren Ring lassen sich die Höhen regeln und unten am dickeren Ring der Bassbereich.

Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Bass bei der Bon Jovi Rockmucke im Studio und vor allem auf den großen Bühnen für ordentlichen Druck gesorgt hat. Wenn ich diesen Bass spiele, habe ich das Bass-Poti fast auf null und der Bass wirft immer noch einen kräftigen Druck in die Anlage, genau der richtige Sound für die großen Open Air Shows, die Hugh McDonald mit Bon Jovi spielt – mit diesem Ton kann man ein Stadion füllen! Bei diesem schönen und gut bespielbaren Bass merkt man sofort, dass Roger Sadowsky für spezielle Kundenwünsche immer ein offenes Ohr hat und mit seiner guten Handwerkskunst diese Anliegen perfekt umsetzt.

Glücklicherweise steht bei derart populären Bands auf einer erneuten Tour oft ein Farbwechsel im Instrumenten Fuhrpark an, sonst wäre ich kaum in den Genuss dieses perfekten Fünfsaiter Sadowskys gekommen. Obwohl dieses wunderschöne Sea Foam Green eigentlich schwer zu toppen ist. Abgerundet durch den Matching Headstock und das geschmackvolle White Pearl Pickguard ist dieser Bass ein Traumbass, der zudem klanglich hält, was er optisch verspricht. Durch den perfekt zu bespielenden flachen Hals nimmt er den Spieler mit auf eine lange musikalische Reise. Möge Roger Sadowsky noch lange für uns Bassisten solche Soundraketen bauen.




Beide Pick Up's 277KB


P bass Tonabnehmer 300KB


Bridge Pick Up 250KB


P Bass Slap Sound 301KB



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