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Mr. Bassman – Bert Gerecht geht noch tiefer runter (4)

Mr. Bassman – Bert Gerecht geht noch tiefer runter. Bert Gerecht, als „Mr. Bassman“ vielen Tieftönern noch gut bekannt, hat im letzten Jahr das Buch „Mr. Bassman geht tief runter“ veröffentlicht.
Wir haben einige Kapitel abgedruckt. Viele warten jetzt schon drauf, wie es weitergeht. Der BASS PROFESSOR veröffentlicht nun vorab exklusiv ausgewählte Kapitel von Band zwei „Mr. Bassman: Es geht immer noch tiefer“. Heute gibt es den vierten Teil!




School Blues

Es war Winter, bitter kalt, und meine Chefi n meinte, „können Sie morgen mal vier Stunden Deutsch machen, bevor Sie in die Rock AG gehen?“ Oha! Das heißt ja, um 7:30 h vor der Klasse stehen! Normalerweise dreh ich mich da nochmal um und penn weiter. Ich hörte mich „JA“ sagen, da ich ja niemals einen Job ablehne. Aber am nächsten Morgen um 7.15 h auf dem Weg nach Lauterecken war ich am Fluchen. Vor allen Dingen: was mach ich mit diesen renitenten Schülern? Als ich um 7:30 mit schlurfenden Schritten die Klasse betrat, wusste ich es.
„Moin, Leute, ich bin die Deutsch-Vertretung... Ich hab kein Bock, ihr habt auch kein Bock, weiß ich alles, aber wir müssen da durch, also lasst uns das Beste draus machen...“ Auf der viertelstündigen Fahrt dahin hatte sich in meinem Kopf ein Text verfasst, der die Situation gut wiedergab. Ich notierte ihn auf der Basis eines „Stop Time Blues“ und ging ihn mit den halbschlafenden Schülern durch.

Morgens klingelt der Wecker Dann nervt’s mich schon an Ich muss in die Schule Da muss ich ran Mei Mudder macht Frühstück Das zieh ich schnell rein Denn ich muss immer pünktlich An der Bushaltestelle sein!

Stimmt net, meinte die Tanja, mei Mudder fährt mich immer hin. Ich nemm net den Bus. Schon gut, können wir uns einigen, dass die meisten von euch mit dem Bus kommen? Kommen wir zum Refrain:

Immer in die Schule Das kann ich nicht verstehn Denn ich würd doch viel lieber.... uh,uh! In de Dönerlade geh’n!

So weit die erste Strophe und der Refrain. Richtig begeistert war keiner. Den Döner würden sie aber schon nehmen. Hatte ich aber leider keinen dabei. Weiter im Text:

Ich sitz in der Klasse und der Lehrer labert Scheiss Ich hör gar nicht zu weil ich sowieso schon alles weiss Er stellt mir ne Frage da fällt mir nix ein Es is schon die Härte in der Schule zu sein!!

Das stellt die übliche Situation in der Klasse dar. Jeder, der im Lehramt tätig ist, kann mir das bestätigen. Jeder Schüler hat ja die Hoffnung, dass alles besser werden muss:

Wenn die Schule vorbei is Geht’s Leben erst richtig los Dann hab ich nen coolen Job Dann werd ich ganz groß Hab sechs Richtige im Lotto Und jede Menge Kies Da kannste mal sehen Wie ich das Leben genieß...!

Ja, und beim Superstar Casting den Vogel abschiessen. Oder gut erben. Jetzt noch etwas Wahrheit zum Schluss:

Aber bis das soweit is Muss noch viel passiern Da muss ich noch einige Schulbücher studiern Ich brauch gute Noten Sonst krieg ich kein Job Weil die nehmen doch nur einen Der was drin hat in seim Kopp!

Ich nannte das Ding SCHOOL BLUES und studierte es in der fünften und sechsten Stunde mit der Rock AG ein. Eine Woche später war die Premiere auf dem Schulfest. Dieser Song zog sich durch alle AGs, die ich machte. Die Schüler wechselten, der School Blues blieb. Da war ich eisern. Auch wenn eine Schülerin mal zu mir sagte, „Blues is doch das Schlimmste, was es gibt....!“ Jaja, schon gut. Irgendwann kommt sie vielleicht dahinter.
Eine Rock AG, ein paar Jahre später, hatten sich zur Abschlussfeier ihre Konfi rmandenanzüge angezogen, schwarze Hüte und Sonnenbrillen dazu, und spielten diesen Song extra für mich. Auch sehr authentisch... Der fünfzehnjährige Sänger klang absolut gelangweilt und angepisst, so wie es interpretiert werden sollte. Ich war begeistert, geschüttelt und gerührt. Der Bürgermeister belobigte mich hinterher. Leider gibt’s kein Video davon. Nicht von der Belobigung, sondern von der Blues-Performance.



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Der zweite Band „Mr. Bassman: Es geht immer noch tiefer“ ist in Arbeit. Band 1 gibt’s im Buchhandel, bei Amazon (auch als E-Book) oder direkt beim Verfasser unter www.bass-elektronik.de


Mr. Bassman – Bert Gerecht geht noch tiefer runter (3)

Mr. Bassman – Bert Gerecht geht noch tiefer runter. Bert Gerecht, als „Mr. Bassman“ vielen Tieftönern noch gut bekannt, hat im letzten Jahr das Buch „Mr. Bassman geht tief runter“ veröffentlicht.
Wir haben einige Kapitel abgedruckt. Viele warten jetzt schon drauf, wie es weitergeht. Der BASS PROFESSOR veröffentlicht nun vorab exklusiv ausgewählte Kapitel von Band zwei „Mr. Bassman: Es geht immer noch tiefer“. Heute gibt es den dritten Teil!




Jazz As Jazz Can


Nach den fünf Messetagen ging es gleich weiter im Schuldienst. Abends hatte ich Proben mit dem Sauberberger Blasorchester. Ugh, Blasorchester? Das kam so: Ich rutschte morgens in meinem Flur auf verschütteter Flüssigkeit aus und knallte gegen die Türkante. Platzwunde an der Stirn. Die Narbe hab ich heute noch. Ich blutete wie Sau, und Petra fuhr mich in die Notaufnahme. Ein Arzt flickte mich wieder zusammen, und wir kamen ins Gespräch. Als er hörte, dass ich Bass spiele, erzählte er mir dass er Posaunist wäre, und sie dringend einen Bassisten suchen, und lud mich auf eine Orchesterprobe ein. Die war im Nebenort, und ich schnappte mir Bass und Amp und ging aus Neugier mal hin. Also saß ich am Abend in Sauberberg mit weißem Kopfverband und meinem Bass zwischen dreißig Bläsern. Tja, Polkas und Märsche, alles nach Noten. Vorne stand ein Dirigent. Ich dachte, ich mach da mal mit, wer weiß, wozu es gut ist.

Das Orchester hatte auch einen Trompeter, der war Dreißig, wog geschätzte 200 Kilo, und wir freundeten uns umgehend an. Er stand ziemlich auf meinen Sound und wollte eine Tanzband gründen, mit mir am Bass. Er selbst wollte da Schlagzeug spielen, und er war auch ziemlich gut. Allerdings ging es ihm bei einem Termin plötzlich schlecht, und er musste dringend nach Hause. Bei der nächsten Probe sah ich sein Porträt an der Wand hängen, mit einem Trauerflor. So schnell geht das! Man erzählte mir, man hätte seine Leiche mit einem Flaschenzug aus dem Fenster des ersten Stockwerks heben müssen. Sein Sarg war eine Spezialanfertigung, der von acht Orchestermitgliedern getragen wurde. Ich spielte die Basstrommel auf der Beerdigung. Traurig. Eine Flötistin brach auf dem Friedhof weinend zusammen und musste getröstet werden.

Das Orchester war ziemlich ungroovig, der Trommler war grottig, und der Orchesterbetrieb war echt gewöhnungsbedürftig. Für mich zumindest. Bin ja kein Vereinsmeier. Ein bassspielender Freund hatte mich vorgewarnt:
„Ich war selbst in so nem Verein, da geht´s nur ums Saufen, weniger um die Musik.... Das sind alles Typen, die haben die Instrumente nach Noten gelernt und können nicht grooven... Das ist keine Band, so wie du es kennst. Und Kohle gibt´s auch net.“
Die Gigs waren vorhanden, hier ein Geburtstag, da eine Einweihung, jede Menge Kirchenkonzerte... Aber die Musik berührte mich nicht. Besonders zum Weglaufen fand ich Arrangements wie „The Cream Of Clapton“ oder „Dieter Bohlens Greatest Hits“. Lediglich der freiberufliche Dirigent bekam eine Gage, der Rest ging in die Vereinskasse für Noten und neue Blasinstrumente. Ich hätte da auch Tuba lernen können. Und günstig saufen können ohne Ende! Aber das war alles nicht meins. Aber es hatte dann doch was Gutes: Der Doktor stellte mir alsbald einen italienischen Keyboarder namens Vitorrio aus der Nachbarschaft vor, mit dem ich, zusammen mit einem hervorragenden Drummer, ein paar Jahre Pianojazz auf Weingütern, Firmenfesten und in Altersheimen spielte. Unter dem Namen „Hotwired3“. Gelegentlich war auch seine Tochter dabei, die hatte eine tolle Stimme, eine Musical-Ausbildung und jede Menge Jazz-Standards drauf. Dazu gesellte sich noch der Pfarrer Pittemann aus dem Nachbarort, der konnte richtig gut Jazz auf dem Saxophon spielen. Insofern war es dann schon OK, dass ich da gegen die Tür gelaufen war. Ich verabschiedete mich umgehend vom Blasorchester mit einem Jazztrio-Überraschungs-Geburtstags-Konzert für den Doc in der Kneipe gegenüber vom Proberaum des Orchesters. Das kam gut an, und die Bläser meinten, so hätten sie mich noch nie spielen hören. Klar, Märsche und Polkas gehen anders. Da swingt nix. „Warum spielste bei uns net so“, meinte der Klarinettist. „Ich bin immer nur so gut wie der Schlagzeuger,“ antwortete ich. Der anwesende Blasorchester-Drummer, ein Klassenkamerad meines Sohnes, verzog darauf hin seine Fresse. Tat mir nicht leid.
Jede Woche wurde jetzt gejazzt, beim Keyboarder im Keller. Der Typ war sechzig und ein alter Profi, er hatte im Ausland studiert und schon alles gespielt, Tanzmucke in Hotelbars, Musicals, Jazzgigs, Tourneen mit einem bekannten Schlagersänger. Er besaß eine fette Hammondorgel mit Leslie Box, ein amtliches E-Piano, für mich gab´s eine Dynacord Bassanlage, ein Drumkit stand auch bereit. Also alles prima. Allerdings.... wenn ich eine halbe Stunde in diesem Keller war, bekam ich rote Augen und fühlte mich sonderbar. Der Tastenmensch und der Saxophon-Pfaffe verdächtigten mich denn auch bald, ich würde bekifft zur Probe kommen. Die beiden tranken spanischen Rotwein vom Aldi, und nach der ersten Flasche fingen die an, über mich herzuziehen. Ich war unschuldig! Bekifft hätte ich die komplizierten handgeschriebenen Arrangements nie spielen können. Ich dachte eher, da ist wohl irgendwas im Keller verbaut, wogegen ich allergisch bin. Formaldehyd oder so. Aber die beiden meinten, ihnen ginge es gut, da wär nix. Ich telefonierte Weingüter ab und konnte ein paar gute Gigs aufreißen. Auf dem Weingut eines echten Prinzen spielten wir ein Jazz Matinee mit der singenden Tochter, dann kam Martelle dazu, ein Gitarrist aus Frankfurt, den ich kannte, mit ihm spielten wir ein Blues Programm „The Best of Chess Blues“, Titel von Muddy Waters, Howling Wolf, Buddy Guy. Das war jetzt das absolute Kontrastprogramm zu dem Salon-Jazz, den wir vorher dargeboten hatten. Vitorrio spielte mit und blieb während der Pause sitzen und spielte Werke von Bach, um zu zeigen, dass er es konnte. Unser rauer Blues war ihm wohl etwas peinlich. Der Drummer und ich hatten richtig Spass. Pfarrer Pittemann war ganz begeistert, er hatte den Blues noch nie so intensiv gehört, und konnte da mit seinem Jazz-Saxophon richtig gut mithalten. Der Doppel-Gig kam gut an, und Martelle schlug vor, dass wir in dieser Besetzung weitermachen könnten, wenn ich das Booking übernähme. Wir müssten nur ein Demo haben. Das wollten wir umgehend in meinem Büro aufnehmen, aber es kam leider nie dazu, weil der Drummer alle Termine platzen lies.

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Der zweite Band „Mr. Bassman: Es geht immer noch tiefer“ ist in Arbeit. Band 1 gibt’s im Buchhandel, bei Amazon (auch als E-Book) oder direkt beim Verfasser unter www.bass-elektronik.de


Bert Gerecht: Mr. Bassman (1)

Bert Gerecht: Mr. Bassman

MR. BASSMAN. Am ersten August 1980 war es soweit. Mr. Bassman öffnete seine Tore! Um zwölf Uhr Mittags! Ich hatte gerade eine intensive Zahnbehandlung laufen und musste mit tierischen Zahnschmerzen vorher noch dringend zum Zahnarzt. Die ließen mich warten...

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Mr. Bassman – Bert Gerecht geht noch tiefer runter (2)

Mr. Bassman – Bert Gerecht geht noch tiefer runter. Bert Gerecht, als „Mr. Bassman“ den älteren Tieftönern noch gut bekannt, hat im letzten Jahr das Buch „Mr. Bassman geht tief runter“ veröffentlicht.
Wir haben einige Kapitel abgedruckt. Viele warten jetzt schon drauf, wie es weitergeht. Der Bass Professor veröffentlicht nun vorab exklusiv ausgewählte
Kapitel von Band zwei „Mr. Bassman: Es geht immer noch tiefer“. Heute gibt es den zweiten Teil!



Was mich nicht kaputt macht... macht mich nur noch HÄRRRDERRR....

Irgendwann 2001 hatte ich bei der Volkshochschule Bad Sobernheim angerufen, mich vorgestellt und einen Kurs für Gitarre und einen Englischkurs angeboten. Ich hatte das schon abgehakt und vergessen, als eines Morgens - ich saß gemütlich beim Frühstück - das Telefon klingelte. Ein Herr Grier war dran, seines Zeichens Konrektor der Realschule in Bad Sobernheim. Er hätte da was gehört…. und die Schule würde händeringend nach Leuten suchen, die Unterricht geben könnten. Was? Ich? Unterricht? An der Schule? Das war doch genau das, weswegen ich das Studium seinerzeit abgebrochen hatte… Ich konnte mir nicht vorstellen, vor einer Klasse zu stehen und Frontalunterricht zu machen.

Herr Grier meinte, ich könne doch mal vorbeikommen, und das Leben stecke voller Herausforderungen. Also ging ich hin, wir unterhielten uns, und er konnte meine Bedenken zerstreuen. Die Schule könnte wirklich Aushilfslehrer für Englisch und Musik brauchen, und ich wäre frei bei der Themenauswahl. Außerdem hätte ich ne gute Ausstrahlung und genau die richtige Persönlichkeit für diesen Job. Mittlerweile war es Dezember und ging auf die Weihnachtsferien zu. Wir vereinbarten, dass ich über die Feiertage ja in mich gehen und mir mal was überlegen könnte, und er würde sich melden.

Also ging ich über Weihnachten mal in mich und dachte nach, wie ich Unterricht gestalten könnte. Ein amerikanischer Freund meinte, „...You have the perfect personality for it!“ Das hatte ich doch irgendwo schon mal gehört? Na gut! Ich nahm mir vor, das einfach mal zu probieren. Und tatsächlich kam auch schon in der ersten Woche des neuen Jahres die Message, „Können Sie Montagmorgen antreten und vier Stunden machen? Eine Musik-Doppel und eine Englisch?“
Hilfe! Mir wurde heiß und kalt. Na gut, ein Job... Bargeld lacht! Übers Wochenende bereitete ich meine Unterrichtseinheiten vor. Die Schüler wären so um die 14 und 15 Jahre alt, hatte der Chef gesagt. Freie Themenauswahl, denn Schulbücher hatte ich nicht. Also packte ich einen Stapel CDs ein, und ein aktuelles TIME-Magazine mit einer doppelseitigen Anzeige, die ich kopieren wollte. Daraus könnte ich einen Englischunterricht generieren.

Am Montagmorgen um 7:30 Uhr stand ich pünktlich auf der Matte. „Na, ausgeschlafen?“ grinste Herr Grier. Im Sekretariat musste ich noch ein paar Formalitäten erledigen, und dann ging es schon los. „Ran an den Feind,“ sagte die Sekretärin und nickte mir aufmunternd zu. Mir, dem Lehrerstudium-Abbrecher! Was jetzt? Zähne zusammenbeißen und los. Kugelsichere Weste nicht vergessen! Meine Nerven waren gespannt wie Drahtseile. Ich ging in die Klasse. 25 Augenpaare waren auf mich gerichtet. „Sieh es einfach als Gig,“ hatte mein amerikanischer Freund gesagt. Der hat ja gut reden! Ich stehe jetzt hier! Zwei Stunden Musik standen auf dem Plan. Ich hatte mir was Aktuelles überlegt. Robbie Williams war damals schwer angesagt, also hatte ich auch eine Robbie Williams CD dabei, allerdings die, wo er Big Band Songs von Sinatra und Co. sang, denn etwas Kultur muss ja sein.

Irgendwie kam ich ganz gut durch. Ein paar Tage später hörte ich von unserer Nachbarin, eine Freundin ihrer Tochter hätte erzählt, da wäre ein Lehrer aus Desloch in der Schule gewesen, der hätte einen ganz tollen Musikunterricht gemacht. Mir schwoll der Kamm bis zum geht-nicht-mehr.
Diesen Auftrieb hatte ich dringend gebraucht. In der gleichen Klasse hatte ich dann nochmal Vertretung, da wählte ich das Thema „Miles Davis“. Von dem hatte da natürlich noch nie jemand gehört. Ich erzählte erst mal, was Miles für ein cooler Hund gewesen war, und spielte Musikbeispiele von 1950er Bebop über 1970er Jazz-Rock bis 1991er Hiphop-Jazz mit Rapper vor. Die Schüler zeigten sich unbeeindruckt, hielten aber still. Ich glaube, die waren paralysiert. Gut so! Ich erwähnte, dass Miles immer mit dem Rücken zum Publikum spielte, und drehte mich um, machte den Unterricht eine Weile mit dem Rücken zu den Kids. Große Verunsicherung! Ich spielte „Jack Johnson“ mit hoher Lautstärke an. So was hatten die noch nie gehört. Ich erzählte die dazugehörige Story: Jack Johnson, schwarzer Boxer, World Champion, von 1908 bis 1915 der erste schwarze Weltmeister im Schwergewicht. Der hatte viel Kohle, jede Menge Frauen und wurde von den Rassisten angefeindet. Miles Davis hatte 1971 die Musik für einen Dokumentarfilm über Jack Johnson geschrieben und eingespielt. Funk-Jazz! Meine Lieblingsplatte mit John McLauglin an der Gitarre und Michael Henderson am Bass!

Ich schüttelte die Unterrichtseinheiten aus dem Ärmel. Bei dem Hunger-Honorar wäre eine ausgiebige Vorbereitung auch nicht zu rechtfertigen. Ich bekam etwa ein Drittel von dem, was ein verbeamteter Lehrer für eine Stunde erhielt. Und es wurden nur die tatsächlich gehaltenen Stunden vergütet. Und das Stunden-Honorar wurde noch auf 45 Minuten runtergerechnet. Big Deal! In den Ferien gab es nichts. Selber Schuld – ich hätte ja mein Studium abschließen können. Aber das hätte mir vielleicht ein Magengeschwür eingebracht oder einen Herzkasper. Auch die Englischstunde lief glatt. Die Kids hatten wenig drauf, ich quatschte die von vorne bis hinten durchgehend auf Englisch voll, und forderte viel. Am Ende der Doppelstunde waren alle platt... Ich wahrscheinlich am meisten.

Meister Grier zeigte mir den Musikraum. Es gab zwei Gitarren, ein Bass, ein Keyboard, ein Schlagzeug, eine Gesangsanlage.  Allerdings alles ziemlich abgeranzt.  Die Gitarren und den Bass nahm ich gleich mit und brachte sie in einen bespielbaren Zustand. Ein paar Tage später konnte ich schon ein erstes Casting durchführen und die Kids auf ihre Rock-Tauglichkeit abklopfen. Einer spielte ganz passabel Gitarre und wurde umgehend mein Gitarrenschüler. Ein Mädel war im Gesangsverein und konnte sehr gut Nummern von Pink singen. Wir spielten „Get The Party Started“ mit richtig viel Power. Dann gab es da eine, die kam aus New York und hatte eine tolle Soul-Stimme, wir machten nach ein paar Stunden Vorbereitung eine Performance zum Tag der Offenen Tür, da tanzte der Konrektor im Flur. Den hatte ich immer auf meiner Seite.  Der erzählte mir auch, er hätte damals in der DDR Haare bis zum Arsch gehabt und auch ganz gern gekifft. „Wir hatten zwar nix, aber wir hatten immer was zu rauchen!“
Nach einem halben Jahr bekam die Realschule eine neue Direktorin. Meine Frau zeigte mir ihr Foto in der Zeitung und meinte, „da bist du nicht mehr lang...“ Sie sollte Recht behalten.
Raphael, mein Youngster, hatte derweil einem Freund erzählt, dass ich in Sobernheim mit Schülern eine Rockband aufbaute. Dessen Mutter war die Direktorin der Hauptschule in Lauterecken. Raphael richtete mir aus, ich solle die Dame mal anrufen. Tatsächlich lud sie mich umgehend zu einem Gesprächstermin ein, und ich bekam den Auftrag, in Lauterecken ebenfalls eine Schülerband einzurichten.

Jetzt hatte ich plötzlich zwei Schuljobs! Und schwamm im Geld.... Nö, leider nicht. Aber ich machte alles mit, denn man gönnt sich ja sonst nichts. Zwischendurch setzte ich mal eine Woche aus. Es war Musikmesse, und wir hatten einen Hot Wire Bass Stand gebucht. Mein Bassisten-Freund Jörg hatte seinen Vater, der Hausmeister an der Uni war, beauftragt, mir einen Messestand zu bauen. Ich musste nur das Material besorgen: Lochplatten aus Metall, auf einen soliden Stahlrahmen geschweißt. Insgesamt sechs quadratische Elemente, die trickreich mit Scharnieren verbunden wurden. Sechs oder mehr Bässe konnten da drangehängt werden, mit angeschraubten Gitarrenhaltern. Zwei Mann konnten das relativ schnell aufstellen. Ich verwendete das Teil auf diversen Events und schaffte den Aufbau sogar allein. Man musste auch schwer aufpassen, dass man sich keinen Finger einklemmte. Tolles Teil, Industriedesign, sah richtig heavy aus. Nach dem Einsatz auf diversen Messen wurde mir die Chose doch zu schwer, seitdem steht das Teil aufgebaut in meinem Büro, es hängen sechs Bässe dran, und es sieht immer noch gut aus.

Für die Messe 2002 hatte ich vier Quadratmeter gebucht und das Heavy-Metall-Teil U-förmig aufgebaut. Wie eine Telefonzelle ohne Tür. Mehr Platz war da auch nicht. Innen drin hingen die Bässe, und wir hatten eine fette Anlage. Darauf saß Uli Lauterbach, unser Demo Mann, der auch den Hot Wire Fünfsaiter mitentwickelt hatte, und machte den Donnerdaumen. Er spielte einen Glockenklang Amp über zwei Wayne Jones 2 x 10“ Boxen, die punktgenau direkt aus Australien direkt auf unseren Messestand geliefert wurden. Die hatte ich ab sofort im Vertrieb, und Wayne Jones machte Hot Wire Distribution in Down Under. Tolle Messe, bereits am ersten Tag bekam ich in der ersten Stunde eine Bestellung über zwei Bässe, von „Paul’s Bass Matters“ in Holland, ein echter Hot Wire Fan.

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Der zweite Band „Mr. Bassman: Es geht immer noch tiefer“ ist in Arbeit. Band Eins gibt es im Buchhandel, bei Amazon (auch als E-Book) oder direkt beim Verfasser unter www.bass-elektronik.de!


Bass Talk

  • Bass professor 2/2022, Ritter-Ausstellung in Hamburg
    Ritter-Ausstellung Hamburg.
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  • R.I.P. Ove Bosch

Saiten-Test

Bass Professor Saitentest

Der große Bass Professor Saiten-Test

Zum Test:
Der Einfluss von Saiten auf den Klang wird meist sehr unterschätzt. In der Regel nimmt man die Saiten, die einigermaßen günstig sind. Angesichts der Preise, die zum Teil für einen Satz Basssaiten aufgerufen werden, sicherlich auch ein naheliegender Weg. 13 Hersteller im Test.

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Bassisten


Aus dem Leben eines Studiobassisten! Folge 17. Für viele Bassisten war und ist der Beruf des Studiobassisten ein Traumjob. Doch leider werden Studiobassisten immer weniger gebucht, und das liegt nicht nur an der digitalen Studiotechnik. In der Serie „Aus dem Leben eines Studiobassisten“ erzählen Bassheroes kurze Anekdoten aus ihrem Alltag im Tonstudio.
-> Achim Rafain