Hallo, ich bin Laura Einhorn aus Berlin! Es wäre vermutlich vermessen, mich als professionelle Bassistin zu bezeichnen – weder verdiene ich eine auch nur annähernd erwähnenswerte Summe Geld durch das Bassspielen, noch habe ich dieses unglaublich schöne Instrument studiert oder richtig beigebracht bekommen.
Ich bin Autodidaktin, und lediglich das Buch „Bass for Dummies“, die Anforderungen meiner Mitmusiker und die anhaltende Motivation, die mir das Hören meiner Lieblingsbands verschaffte, kennzeichneten meine Lern- und Übeprozesse. Mittlerweile spiele ich seit zehn Jahren; im schwierigen Alter von 13 (betonen meine Eltern zumindest immer wieder) wünschte ich mir ein erstes Bassset zur Jugendweihe. Es bestand aus einem kleinen Ibanez-Combo, der auch heute noch mein Zimmer schmückt und sich passgenau ins Interieur einfügt, und einem Ibanez-Viersaiter mit Gurt und Plektren und allem Drum und Dran. Er war schwarz und sein zwölfter Bund sowie ein Teil seines Korpus von einem glänzenden Totenkopf gezeichnet – damals hielt ich das anscheinend aus irgendeinem unerfindlichen Grund für cool (noch mal: ich war 13!). Auch wenn ich ihn heute nicht mehr benutze, sind doch unzählige Erinnerungen in diesem Instrument archiviert: meine erste Band, die ersten Konzerte, Halloween-Partys oder politische Diskussionen mit Cappuccino im Proberaum (ja, wir waren in gewisser Weise spießig, hielten uns aber für in hohem Maße kultiviert!).
Den Drang, immer mehr zu lernen und mich zu verbessern, erhielten mir nicht nur meine Bandkollegen, sondern vor allem mein sich stetig in metallischere Gefi lde transformierender Musikgeschmack. Von der musikalischen Begeisterung für Green Day, Bad Religion und Bon Jovi ist heute nicht mehr viel übrig, auch wenn die anerkennende Ehrfurcht vor Größen wie diesen selbstverständlich bleiben wird.
Heute spiele ich einen Fünfsaiter von Yamaha, den ich von meinem Cousin geerbt habe, und ein Halfstack von Ampeg. Und: Ich spiele heutzutage ausschließlich ohne Plektrum! Jedes Mal, wenn diese dunkelblaue Schönheit von einem Bass seine klangliche Wucht durch meine Box direkt in meinen Magen schleudert, weiß ich, dass ich mich genau für das richtige Instrument entschieden habe. Ich habe nie Gitarre gelernt (und bin auch bis heute nicht über das Spielen von Grundakkorden hinaus gekommen), was leider meine Songwriting-Fähigkeiten merklich einschränkt. Dennoch bin ich vollkommen zufrieden damit, mir Bassistenwitze von meinen Bandkollegen anzuhören und Sprüche zu meiner winzigen Statur, die es teilweise so erscheinen lässt, als hätte der Bass mich in der Hand und nicht andersherum. Stimmt ja auch irgendwie! Ich diskutiere auch gern darüber, warum Frauen eigentlich so selten in Bands spielen und warum die, die es tun, zu 80 Prozent Frontfrauen sind und keine Instrumentalistinnen. Vermutlich würde allerdings ein gleicher Anteil von Männern und Frauen am Bass (bzw. an allen anderen Instrumenten) die Kategorie „Lady on Bass“ obsolet machen und mir daher nie die Chance geben, hier meine Phrasen niederzuschreiben. Vielleicht ist es also doch gut so, solange mein Text nicht auf pinkem Hintergrund gedruckt wird!
Derzeit bin ich, nach vielen angefangenen und unbeendeten Projekten, mit der Band Five Kiss Prophecy vorrangig in Berlin unterwegs und außerordentlich froh, mir mit diesem Hobby einen schönen Ausgleich zur Arbeit und Universität geschaffen zu haben. Auch wenn die Zeit, die ich für meinen Bass habe, häufig unter den anderen Sphären des Lebens leiden muss, möchte ich sie nicht missen. Ebenso wenig wie die Konzerte (auf oder vor der Bühne), meine fühlbare Begeisterung für tiefe Töne in der Magengegend, meine Möglichkeit, den Bass als autonomes Instrument zu sehen, das nicht nur Gitarren nachspielen muss. Und natürlich: Meine Mitmusiker und die großartigen Bands, die mir sowohl die Grenzen meines Könnens aufzeigen, denen ich aber auch all das zu verdanken habe, was ich mir die letzten zehn Jahre am Bass angeeignet habe. Als meine Vorbilder könnte man beispielsweise Evan Brewer bezeichnen, den (leider seit kurzem Ex-) Bassist von The Faceless. Auch John Deacon von Queen habe ich immer dafür bewundert, dass er dem Bass eine für den durchschnittlichen Musikhörer wahrnehmbare Dominanz verliehen hat. Ich bewundere technische Begabung mit ebenso großem Neid wie herausragende Kreativität. Bässe sind schließlich beabsichtigt andere Instrumente als Gitarren!
In diesem Sinne hoffe ich, dass jedem Hobby- Bassisten und jeder Hobby-Bassistin da draußen auch neben dem eigentlichen Brotverdienst die Freude am und die Zeit für den musikalischen Tiefton-Ausgleich erhalten bleibt! Viele Grüße, Laura
https://www.facebook.com/fivekissprophecy