Die Musikmesse wird zunehmend das, wofür ihr Name schon seit Jahrzehnten steht: Eine Musik-Messe. Das war sie kurioserweise nicht immer, denn lange Zeit galt sie als Drehscheibe für die neue und angesagte Instrumente. Und vor allem war sie eine Business-Messe: Vertreter diverser Musikhäuser trafen sich in Frankfurt bei Herstellern oder Vertrieben, um Rabatte für ihre Bestellungen auszuhandeln. Mittlerweile treffen sich die Händler der Musikhäuser im Internet und bestellen auch dort – das geht schneller und kostet viel weniger als ein großfl ächiger Stand auf dem Messegelände. Dennoch zieht es auch anno 2019 einige Hersteller nach Frankfurt, die hier ihre neuen Kreationen ins Rampenlicht stellen. Gleichzeitig hat die Messegesellschaft Weichen gestellt, um den Besuchern eine fulminantes musikalisches Programm zu bieten. Begleitend zur Musikmesse fand das Musikmesse Festival statt, mit über 100 Konzerten in 50 Locations im Frankfurter Raum, u.a. mit Samy Deluxe, Mousse T. & Glasperlenspiel, Russkaja, Palais Schaumburg, u.v.m. Wer wissen möchte, was an Veranstaltungen gelaufen ist, werfe einen Blick ins Netz: www.Musikmesse-festival.com Für 2020 ist übrigens bereits das nächste Musikmesse-Festival angekündigt, und wir freuen uns tatsächlich schon jetzt darauf! Für die angegebenen Preise übernehmen wir wie üblich kein Gewähr. Jetzt aber abgetaucht...Den Auftakt für das Musikmesse Festival bildete der Ultimate Jam in einer coolen, weiträumigen Location direkt auf dem Messegelände. Die Prince-Bassistin Ida Nielsen trat mit ihrem Trio auf, und Anika Niles bewies, dass sie in Deutschland zu den besten Schlagzeugerinnen gehört.
Jam – das Wort war hier Programm, denn es wurde wirklich gejammt! Auf großen Bühnen ist das ja eher eine Seltenheit.
Corona Guitars. Richtig überrascht haben uns die superben, und dabei preisgünstigen Bässe von Corona Guitars aus Korea. Die Fotos zeigen die Melvin Lee Davis Signature Jazz Bass- Kopien, die unglaublich gut klangen.
Wo bekommt man einen edlen Jazz-Bass mit Perlmut-Binding für USD 800,–? Die Qualität von Corona kann mit einem Sadowsky mithalten! Und der Sound ebenfalls.
www.coronaguitars.co.krRockson kommen aus Asien, am Stand wurden einige Bässe ausgestellt, die an Ibanez- Modelle erinnern. Schade, dass der Vertrieb keinen Verstärker am Stand bereit hielt, um die Bässe vor Ort anzutesten.
www.rockson.cnGODIN. Seit mehreren Dekaden stehen die Gitarren und Bässe von Godin für höchste Qualität made in Canada. In Frankfurt gab es zwei hübsche Shifter-Bässe im klassischen Look zu bestaunen. Die Godin Shifters sind Long Scale Bässe, sie werden bestückt mit einem Ahornhals nebst Griffbrett und hausgemachten Godin Ceramic J-Pickups. Der Linde-Body des 5-Saiter wurde in Desert Green lackiert und kostet ca. EUR 1.398,–. www.Godinguitars.com
Indonesia Bamboo Community. Da denkt man, man hat alles schon gesehen, da wird man überrascht von einem Bass aus Bambus! Der Bass ist ein Projekt der Indonesia Bamboo Community. Das Instrument hätten wir gern mal angetestet, leider nahm die Besetzung des Standes aus Angst (?) vor dem Pressevertreter Reißaus und verließ fluchtartig den Stand – Sachen gibt’s! (keine Website vorhanden)
HÖFNER. Bei Höfner hatte man wieder einige Leckerbissen am Start, die wir in den kommenden Jahren vermissen werden, denn die Company wird 2020 nicht mehr mit einem Stand vertreten sein. Obwohl keine echten Neuheiten am Stand vertreten waren, war die Standaufmachung einmal mehr eine echte Augenweide.
www.hofner.comCole Clark. Bässe aus Australien sind eine Seltenheit. Auf dem Stand von dem Vertrieb Bestacoustic Reinhardt gab es ein erlesenes Pärchen des Herstellers Cole Clark aus Melbourne zu bewundern. Cole Clark stellen vornehmlich Akustik-Gitarren her, deshalb entstanden die Bässe in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Neil Kennedy. Das Modell nennt sich Long Lady Bass und wird als 4-Saiter (LLB4 für EUR 3.290,–) und als 5-Saiter (LLB5 für EUR 3.390,–) hergestellt. Die Bässe fühlten sich sehr handlich an und waren zudem recht leicht. Eine passive Tonblende (auch im aktiven Betrieb!) ermöglicht eine recht große Klangvielfalt. Soundlich klangen die Long Lady recht gut, ließen allerdings eine gewisse Eigenständigkeit vermissen.
www.coleclarkguitars.comSTOLL. Hoppla! Doch noch einen kleinen Bassbauer aus deutschen Landen entdeckt... Stoll stellte seinen legendären Stoll-Bass aus, den wir in der Erstausgabe vom BASS PROFESSOR vorgestellt haben. Mittlerweile ließ sich Christian Stoll vom Zeitgeist inspirieren und baut den ausladendenden, stets superb klingenden Akustik-Bass in der IQ-Variante mit faned frets. Preis: ab ca. EUR 3.900,–.
www.stollguitars.deTINY TOY BASS. Die Suche nach dem optimalen Reisebass entbehrt nicht einer gewissen Komik, denn viele dieser vorgeblich reisebereiten Begleiter erwecken nicht unbedingt den Anschein, reif für einen Trip im Koffer um den Globus zu sein. Das könnte sich mit Tiny Boy Bass aus Japan ändern. Der Hersteller bietet einen 23-Zoll-Bass in verschiedenen Variationen an. An Farben können die Bässe in den Tönen schwarz, weiß oder natur in den Flieger steigen. Mit einem oder zwei Fender-artigen Tonabnehmern stehen 4- oder 5-Saiter in bundierter und bundloser Auswahl bereit. Die Preise schwanken zwischen USD 630,– und 750,–. Während die dreiköpfige Standbetreuung komplette durch ihre Smartphones abgelenkt war, konnten wir die Bässe „in Ruhe“ anspielen – klingen tun sie jedenfalls, und handlich sind sie auch. Da man heutzutage vernünftig hergestellte Long Scale-Bässe in Schraubhalsmanier für ca. EUR 100,– kaufen kann, ist allerdings nicht ganz einsichtig, warum die Tiny Boy Basses sechs bis sieben mal soviel kosten – da muss man sich schon heftig verlieben.
www.tinyboybass.comBass Professor 2/2019 Seite 64